Eine andere Welt ist Möglich!

Erinnerungen an die Flutkatastrophe

Vor zwei Jahren stiegen aufgrund heftiger Regenfälle die Pegelstände von Bächen und Flüssen innerhalb kürzester Zeit. Menschen wurden von den Fluten überrascht, vieler Orts funktionierten Warnungen nicht oder unzureichend. In der Folge verloren mehr als 180 Menschen ihr Leben und viele tausende ihr Zuhause.

In den Tagen nach der Flut zeigte sich eine unglaubliche Hilfsbereitschaft. Wer konnte half überflutetet Keller auszuräumen, sammelte Nahrung und Kleiderspenden für die Betroffenen. Meine Erinnerungen sind verschwommen, davon Familienfotos aus einem Berg matschiger Bücher zu Fischen und notdürftig abzuwischen, sie gemeinsam mit Kinderzeichnungen aus dem Rasen hinter dem Haus der besten Freunde meiner Eltern auszulegen. Wenig später dann in Stolberg – im Keller des Stadtarchives in einer Menschenkette Ordner und Bücher nach oben reichend, der üble Geruch von Moder durch die Atemmaske unignorierbar. Ich erinnere mich an den Campingplatz an einem Bach, wo Menschen, die zu dem Zeitpunkt dort feste wohnte und Hatz 4 bezogen, in einer Nacht alles verloren haben, ihre Wohnwägen über und weggespült. Die Klimakrise trifft Menschen, die über weniger finanzieller Möglichkeiten verfügen am stärksten. Zusammen mit einer Gruppe Klimaaktivistis und lokalen Grünen waren wir dort und versuchten zu helfen, wo Hände zum Aufräumen gebraucht wurden.

Im letzten Sommer beindruckte mich der Besuch mit meiner MdB Kollegin Misbah Kahn im Trauma-Hilfe-Zentrums, in der von der Flutkatastrophe 2021 betroffenen Stadt Ahrweiler. Dort finden Flutbetroffene seelsorgerische „Erste Hilfe“. Das Team kommt aus den Bereichen Medizin, Psycho- und Sozialtherapie und der Pflege. Dieses Trauma-Projekt hat Modellcharakter und sollte auch für andere Gebiete geplant werden, um nach Katastrophen schnell und unbürokratisch Hilfe anzubieten.

Wetterextreme wie vor zwei Jahren treten durch die Klimakrise häufiger und stärker auf. Hinzu kommt, dass durch Bebauen und Begradigung die Bach- und Flussverläufe anfälliger sind für schneller steigende Pegel. Um die Klimakrise aufzuhalten, müssen wir unsere Emissionen aus Null schrauben – und gleichzeitig unsere Infrastruktur an die real schon eintretenden Veränderungen anpassen. Dafür gibt es den Vorschlag des Klimaanpassungsgesetz. Im Gesetz verankert ist ähnlich wie im Klimaschutzgesetz ein Berücksichtigungsgebot. Ziel ist es bei Planungen zu analysieren, welche Auswirkungen der Klimakrise vor Ort zu beachten sind und welche Maßnahmen deshalb ergriffen werden müssen.

Die globale Auswirkungen der Klimakrise, besonders in Regionen, in denen Menschen über weniger Infrastruktur verfügen um sich zu Schützen und in denen es häufiger und heftiger zu Wetterextremen kommt, brauchen eine solidarische Antwort. Die Regionen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind, sind auch die, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Deswegen setzen wir uns für einen Loss & Damage Fund ein – ein Fond um für die am stärksten betroffenen Regionen Finanzen für Verlust und Schäden der Kliamakrise zur verfügung zu stellen.