das portrait
: Will für die Grünen ins Parlament: Ökoaktivistin Kathrin Henneberger

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Im Einhornkostüm meldete sie sich vor drei Tagen von einer Plattform 18 Meter über dem Waldboden per Livestream: Die Umweltaktivistin Kathrin Henneberger pendelt dieser Tage zwischen dem Dannenröder Wald und ihrer Wohnung im Rheinland. Demnächst will sie auf eine größere Reichweite setzen als bei Twitter, wo ihr immerhin fast 10.000 Menschen folgen: Sie möchte für die Grünen in den Bundestag, wie sie gegenüber der taz bestätigte. Am heutigen Freitag will sie ihre Kandidatur offiziell bekannt geben.

Die 33-jährige Kathrin Henneberger ist eines der prominentesten Gesichter der Klimabewegung, zuletzt stiefelte sie an der Seite von Greta Thunberg und Luisa Neubauer durch den Dannenröder Wald. Mit 15 Jahren wurde sie Mitglied bei den Grünen, mit Anfang zwanzig war sie Bundessprecherin der Grünen Jugend. Der Weg ins Parlament ist insofern nicht ganz überraschend, gerade nachdem Ende August auch einige Fridays-for-Future-Aktivist*innen ihre Kandidaturen bekannt gegeben haben.

Trotzdem: Die vergangenen Jahre standen bei Henneberger im Zeichen des zivilen Ungehorsam. Sie baute Ende Gelände mit auf, war anderthalb Jahre lang Pressesprecherin für den radikaleren Teil der deutschen Klimabewegung, besetzte den Hambacher Forst und nun den Dannenröder Wald. RWE hat eine Klage gegen sie eingeleitet und ihr mit hohen Strafforderungen gedroht, im Tagebau Garzweiler hat sie Hausverbot.

„Die Klimabewegung wird im Parlament nicht ernst genommen, ebenso wenig wie die Klimakrise“, sagt Henneberger. Das wolle sie verändern. Ein weiterer Grund sei die starke lokale Verantwortung im Rheinland. Ihr Wahlkreis Mönchengladbach, der sie einstimmig als Direktkandidatin nominiert hat, grenzt an den Tagebau Garzweiler, viele Dörfer in der Nachbarschaft sind schon dem Tagebau zum Opfer gefallen oder warten gerade auf die Abrissbagger. Dagegen will sie sich einsetzen. „Der Streit mit RWE muss weitergehen“, sagt Henneberger. „Wir müssen dafür sorgen, dass die größte CO2-Quelle Europas geschlossen wird.“

Aufgewachsen ist die Geografiestudentin im Kölner Süden, „im Schatten einer Ölraffinerie von Shell“, wie sie sagt. Von ihrem Fenster aus habe sie die brennenden Schornsteine gesehen, das habe sie politisiert. Mit 13 ging sie zur Greenpeace-Jugend. Seit zehn Jahren ist sie regelmäßig bei den UN-Klimakonferenzen. 2017 gründete sie das internationale Institute of environmental justice, wo sie bis heute arbeitet.

Dass eine Aktivistin aus dem Dannenröder Wald ausgerechnet für die Grünen kandidiert, die unter den Waldbesetzer*innen vielfach als Verräter der Ökobewegung wahrgenommen werden, wird ihr nicht nur Zuspruch aus der Bewegung einbringen. Wie andere prominente Frauen, die sich für das Klima oder gegen Rassismus einsetzen, ist sie vor allem im Netz mit Hass von rechts konfrontiert. An der Forderung, die Rodung im Dannenröder Wald zu stoppen, wolle sie selbstverständlich festhalten. Katharina Schipkowski