Foto: Yasunidos
Am 20. August 2023 ist die ecuadorianische Bevölkerung zu einem für die Welt historischen Referendum aufgerufen: Sie wird darüber entscheiden, ob die Erdölförderung in das Herz des Amazonas-Regenwaldes von Ecuador ausgedehnt oder dort für immer verboten werden soll. Zur Unterstützung des Referendums wurde die Kampagne “Save Yasuni Now” ins Leben gerufen.
Im Yasuní-Nationalpark, der fraglichen Region, leben auf einem einzigen Hektar mehr Arten als auf dem gesamten nordamerikanischen Kontinent. (1) Das Referendum ist das erfolgreiche Ergebnis eines langjährigen politischen und rechtlichen Kampfes der städtischen Jugendbewegung YASunidos gegen den ecuadorianischen Staat. Erst am 9. Mai 2023 entschied das ecuadorianische Verfassungsgericht in letzter Instanz, dass dem Referendum stattgegeben werden muss. (2) Am 22. Mai bestimmte die Wahlbehörde, dass das Referendum zeitgleich mit den vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 20. August 2023 durchgeführt werden soll. Das lässt nur drei Monate Zeit für eine entsprechende Kampagne. (3)
Foto: Andrés Novales
Öleinnahmen aus dem Yasuní – eine Rechnung gegen unsere Lebensgrundlagen
Die ecuadorianische Regierung und ihr nahestehende Ökonom*innen beziffern die zu erwartenden Einnahmen aus dem Öl des Yasuní mit 1,2 Milliarden US-Dollar jährlich. Sie argumentieren, dass bei einem Ausfall dieser Einnahmen schwerwiegende Sozialkürzungen vorgenommen werden müssten, beispielsweise im Programm gegen Unterernährung von Kindern. (4) In Talkshows wird argumentiert, das Land wäre bankrott, wenn die Bevölkerung gegen die Ölförderung im Yasuní stimmt.
Unabhängige Ökonom*innen weisen jedoch darauf hin, dass
Fotos: Yasunidos
Der Deutsche Bundestag hatte im Juni 2008 parteiübergreifend beschlossen, dass diese Initiative zum Schutz des Nationalparks Yasuní unterstützt werden solle. (9)
Entsprechende Zusagen der Bundesregierung zur Kompensation wurden jedoch später von FDP-Entwicklungsminister Dirk Niebel rückgängig gemacht. (10)
Das Referendum am 20. August 2023 ist ein Meilenstein im demokratischen Kampf gegen die Macht transnationaler Ölkonzerne und gegen die Klimakrise. Sollte es gewonnen werden, setzt Ecuador ein weltweites Zeichen für effektive Maßnahmen gegen CO2-Emissionen und für den dringend gebotenen Schutz der Biodiversität.
Im Sinne der Klimagerechtigkeit verdient das kleine Land am Äquator hierfür die ganz praktische, politische und materielle Solidarität der Gesellschaften im globalen Norden, die für den Löwenanteil der Emissionen verantwortlich sind.
Attac Deutschland hat hier ein Spendenkonto eingerichtet, um die Kampagne von YASunidos u.a. für das Referendum vor Ort zu unterstützen. Doch ist auch über den 20. August hinaus die Weltgemeinschaft mit verantwortlich dafür, was im Amazonasbecken geschieht.
Attac-Trägerverein
IBAN: DE42 4306 0967 6007 7261 02
GLS-Gemeinschaftsbank eG (BIC: GENODEM1GLS)
Überweisungszweck: Yasuni
“All donations go to the Ecuador Group of the Ecosocial and Intercultural Pact for the South (www.pactoecosocialdelsur.com) and benefit different sub-groups of this alliance in different parts of the country.” (Attac)
1 https://www.dicyt.com/viewNews.php?newsId=16372
2 https://www.elcomercio.com/actualidad/politica/corte-constitucional-yasuni-consulta-popular.html
5 Offener internationaler Brief von 150 Ökonom*innen: https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfJ2EO7g7rQ-OHlRuuTSDSICS64lzG5qsBcCDSHlkSPU5epLw/viewform. Siehe auch den Amicus Curiae von Prof. Dr. Carlos Larrea in der Anhörung des ecuadorianischen Verfassungsgerichts im April 2022.
6 https://www.planv.com.ec/two-oil-spills-occur-every-week-ecuador
7 https://www.dw.com/es/ecuador-ordena-acciones-urgentes-tras-derrame-de-crudo/a-60600505
9 Drucksache 16/9758, Datum 25.06.2008, https://dserver.bundestag.de/btd/16/097/1609758.pdf