Eine andere Welt ist Möglich!

Rückblick Podiumsdiskussion „Klima, Kohle und Kolumbien“ am 14.03.2023.

Am 14. März war ich als Podiumsgästin eingeladen, bei dem ich mit Expert*innen aus Kolumbien und Deutschland darüber gesprochen habe, wie wir eine Energiewende gerecht gestalten können, welche Rolle hier die internationale Klimapolitik spielen kann und welche historische und aktuelle Verantwortung Deutschland gegenüber Ländern wie Kolumbien trägt. Organisiert war die Veranstaltung von Brot für die Welt, Heinrich-Böll-Stiftung, FIAN, pax christi, misereor und kolko – Menschenrechte für Kolumbien e.V.

Aufzeichnung der Diskussion: https://www.youtube.com/live/_a6W6-9Wjbc?feature=share

Wie kann Kolumbien den notwendigen Strukturwandel zugunsten der Menschen gestalten, die bislang am stärksten von der Gewalt, den sozialen und ökologischen Schäden von Rohstoffausbeutung und der Klimakrise betroffen sind? Welchen Beitrag kann Deutschland für eine gerechte Energiewende in Kolumbien leisten? Was braucht es für eine sozial–ökologische Transformation? Über diese Fragen habe ich zusammen mit Expert*innen aus Kolumbien und Deutschland bei der Podiumsdiskussion „Klima, Kohle und Kolumbien“ diskutiert. Mit dabei waren aus Kolumbien Rosa María Matheus Parra vom Anwaltskollektiv CAJAR, Andrea Cardoso Dozentin der Universidad del Magdalena, Álvaro Pardo, Leiter der kolumbianischen Minenbehörde sowie aus dem Auswärtigen Amt die Staatssekretärin für internationale Klimapolitik Jennifer Morgan, welche Ende letzten Jahres nach Kolumbien gereist war.

Die Staatssekretärin Jennifer Morgan machte deutlich, dass wir alternative Entwicklungsmodelle und eine Kooperation auf Augenhöhe brauchen. Deutschland dürfe nicht länger extraktivistische Aktivitäten unterstützen. Auch heute gehe es schon darum, wie die Gemeinschaften in ihren Rechten so gestärkt werden können damit sie ihre Interessen effektiv einbringen können. Bisher ist dies aber noch nicht der Fall. Deutschland hat seine Importe aus Kolumbien durch den russischen Angriffskrieg und das damit verbundene Kohleembargo fast verdreifacht. Welche realen Auswirkungen der Steinkohleabbau auf die dort lebenden Menschen, vorwiegend indigene Wayúu und afrokolumbianische Gemeinden, sowie gesamte Ökosysteme hat schilderte Rosa María Mateus Parra. Die Anwältin vertritt seit Jahren die von Extraktivismus betroffenen Menschen in der Region und kennt die Macht der Konzerne. Es wurde klar, dass wir bei der Energiewende mitbedenken müssen, wo wir hinmöchten und für wen wir die Energiewende voranbringen.

„La Guajira gehört zu den ärmsten Regionen Kolumbiens. Wir fragen uns da: wo ist denn der Fortschritt? Und was ist für diese angebliche Entwicklung mit unseren Ökosystemen passiert?

Rosa María Mateus Parra, CAJAR

Eine klare Kritik am grünen Wachstum und übermäßigem Konsum  im Globalen Norden. Kolumbien verfolgt eine Wasserstoffstrategie und möchte dafür gerade den Norden Kolumbiens nutzen, um Windkraft- und Solaranlagen zu installieren. Doch für wen wird der Strom produziert und welche Vorteile bringen diese für die Bevölkerung vor Ort? Die drei Expert*innen aus Kolumbien sind sich dabei einig: die geplanten Erneuerbare Energien-Projekte müssen wenn dann unter Beteiligung der lokalen Bevölkerung geplant und umgesetzt werden. Internationale Standards wie die ILO 169 und das Escazú-Abkommen müssen dabei eingehalten werden. Alvaro Pardo machte klar, dass die Regionen La Guajira und Cesar nicht erneut für die Energiegewinnung und unter dem Vorwand der Entwicklung ausgenutzt werden dürfen. Zudem brauche es einen umfassenden und gut geplanten Transitionsplan, so Andrea Cardoso von der Universität Magdalena. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen der Kohleproduktion und ihrer Lieferketten. Wichtig dabei ist bei der Konzipierung eines gerechten Strukturwandels auch, dass die langfristigen Folgen des Kohleabbaus mit einbezogen werden, da die Beidngungen nicht die selben sind, wie vor der Extraktion.

„Wie sollen die Gemeinden zu ihren landwirtschaftlichen Aktivitäten zurück wenn die Erde verschmutzt ist?“

Andrea Cardoso, Universidad del Magdalena

Was wir neben einer Einbindung von Just Transition Projekten in Nordkolumbien meiner Meinung nach benötigen, sind auch schnell umsetzbare Projekte wie Small Grid-Projekte, wie diese bereits in Ländern wie Uganda erfolgreich umgesetzt werden. Die Bürgerenergie-Projekte ermöglichen es, auch insbesondere Frauen, sich vom nationalen Energienetz (welches oft nur unzureichend ausgebaut ist) unabhängig zu machen.

Das Gespräch mit den Expert*innen hat zwei Dinge nochmals klar gemacht:

  1. Deutschland hat eine klare Verantwortung einerseits für was im Moment in den vom Steinkohleabbau betroffenen Regionen passiert – nämlich Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung. Wir müssen so schnell wie möglich aus allen Fossilen aussteigen. Nicht nur in Deutschland sondern überall.
  2. Eine gerechte Energiewende kann nur erfolgreich sein, wenn sie die Betroffenen mit in den Prozess einbezieht. Wir dürfen dabei nicht die gleichen Fehler machen, wie bisher sonder überdenken, wofür wir eine Energiewende brauchen. Nicht für ein weiter so, sondern für gesunde Ökosysteme und ein gutes Leben für alle.

Vielen Dank an alle Beteiligten und die Organisator*innen für diese spannende Veranstaltung und dass ich dabei sein durfte!

Wenn ihr die Podiumsdiskussion verpasst habt, neugierig geworden seit oder es nochmal schauen möchtet, findet ihr die Aufzeichnung hier:

https://www.youtube.com/live/_a6W6-9Wjbc?feature=share