Reisebericht: USA 2023

Einzeldienstreise USA von Kathrin Henneberger MdB – 17.-23. Juli 2023

Als Mitglied des Ausschusses für Klima und Energie und Zuständige für die Themenfelder globale Klimagerechtigkeit, Klimawissenschaft, Menschenrechte und Extraktivismus, bin ich für die Grüne Bundestagsfraktion vom 17.07 bis 23.07. in die US-Bundesstaaten Louisiana und Texas gereist.

Der erste Schwerpunkt der Reise war der wissenschaftliche Austausch über die Folgen der Klimakrise in Küstenregionen und der Aufbau von sozial-gerechter Klimaresilienz. Die Stadt New Orleans wurde im Jahr 2005 zu großen Teilen von dem Hurrikan Katrina zerstört. Besonders Stadtviertel mit einem hohen Bevölkerungsanteil an BIPOCs erhielten weniger Hilfe und wurden im Zuge des Wiederaufbaus aus ihren Vierteln verdrängt. In New Orleans traf ich mich deshalb mit Vertreterinnen der Stadtverwaltung, Akteurinnen der betroffenen Gemeinschaften sowie Wissenschaftler*innen, um über die Auswirkungen der Klimakrise und Maßnahmen für klimagerechte Resilienz zu sprechen.

Der zweite Schwerpunkt meiner Reise lag auf den Auswirkungen von Fracking und LNG-Terminals für Mensch und Umwelt der Küstenregion. Ziel der Reise war es in dieser Hinsicht, ein tieferes Verständnis über den dort stark vertretenen Umweltrassismus zu gewinnen und vor Ort ein Netzwerk mit betroffenen Anwohnerinnen, Expertinnen, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie politischen Akteur*innen aufzubauen. Insbesondere im Hinblick auf die geplante Steigerung von LNG-Importen der Bundesrepublik Deutschland aus anderen Ländern, besonders den USA, erschien es mir dringend nötig, mir ein Bild der Menschenrechts- und Umweltsituation vor Ort zu machen.

Auf meiner Reise habe ich folgende Orte besucht und Menschen getroffen:
• Besichtigung der Baustelle Plaquemines Parish, wo ein neues LNG-Terminal entsteht
• Pressekonferenz mir Bishop Johnson von der Oakville Missionary Baptist Church und Benjamin Hoffman vom Sunrise Movement New Orleans sowie Besichtigung des von ihm geführten Resilience Centres
• Treffen mit Jessi Parfait, Mitglied des Sierra Club und Teil der indigenen Houma Nation
• Treffen mir Wissenschaftlerinnen des Restore the Mississippi River Delta Scientists, Expertinnen für die Wiederherstellung des Mississippi Deltas
• Treffen mit der Stadtverwaltung New Orleans (Mayors Office of Resilience & Sustainability – Stormwater Projects (HMPG)) mit dem Schwerpunkt der Schadensbegrenzung und städtischen Klimaanpassung
• Treffen mit James Hiat, Leiter For a Better Bayou; Roishetta Ozane, Direktorin des Vessel Projekt und Jade Woods von der Organisation CIEL
• Besichtigung der Anlage Calcasieu Pass Terminal, welches unter anderem auch LNG nach Deutschland verschiffen soll.
• Treffen mit John Beard und Toxic Tour in Port Arthur, wo u.a. RWE einen 15-jährigen Liefervertrag über 2,25t LNG pro Jahr abgeschlossen hat.

Bildung von Klimaresilienz der City of New Orleans

Im Mayors Office of New Orleans traf ich die Zuständigen der Abteilung “Resilience & Sustainability – Stormweater Projects (HMGP)”. Konkret mit Catherine Combs, Resilience Outreach Specialist, Hazard Mitigation Grant Program “RoadworkNOLA”; Nakeila Polk, Director of Roadwork NOLA; Mary Kincaid, Director of Stormwater & Green Infrastructure und Rosine Pema Sanga, Director of International Relations.

New Orleans ist aufgrund der Klimakrise und dem Landverlust der Küste besonders vor stärker werdenden Hurrikans gefährdet. Die Auswirkungen verstärken soziale Ungerechtigkeiten und treffen Stadtviertel mit primär Schwarzer Bevölkerung besonders – deshalb sind Maßnahmen für mehr Klimaresilienz und Wiederaufbau nach Sturmfluten immer mit der Perspektive sozialer Gerechtigkeit zu bearbeiten und müssen Maßnahmen gegenstrukturellen Rassismus beinhalten.


Der Hurrikan Katrina traf im August 2005 die Stadt New Orleans und führte zu einer der schwersten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Die Schwarze Bevölkerung war besonders stark von dem Sturm betroffen, da viele von ihnen in Vierteln lebten, die oft tiefer gelegen und anfälliger für Überschwemmungen waren. Die Stadt hatte zu dieser Zeit auch eine unzureichende Notfallplanung, was die Rettungsbemühungen behinderte. Die Evakuierung verlief chaotisch, Notunterkünfte waren überfüllt und die Bedingungen dort ungenügend. Es gab auch Berichte über Rassismus und Diskriminierung bei den Rettungsbemühungen, was die Krise für Schwarze und Latinogemeinden weiter verschärfte. 1


Die Folgen von Hurrikan Katrina waren verheerend, und es dauerte Jahre, bis sich New Orleans erholte. Die Katastrophe legte die sozialen Ungleichheiten und Rassendiskriminierung in den USA deutlich offen und führte zu Diskussionen über die Notwendigkeit einer gerechteren Katastrophenvorsorge und -reaktion.


Ziel des Hazard Mitigation Grant Program (HMGP) der Stadt New Orleans ist es deshalb, Gemeinden bei der Umsetzung von Maßnahmen für mehr Resilienz gegenüber Sturmfluten und Überschwemmungen zu unterstützen. Das Risiko künftiger Katastrophen soll für die Bevölkerung gesenkt werden. Dafür muss zentral auch die Stadtinfrastruktur umgebaut werden. Es bedarf mehr Fläche, die in der Lage ist, Wasser aufzufangen. New Orleans soll so auch zu einer Schwammstadt werden. Konkretes Beispiel: Direkt hinter dem Damm ist das Land höher als in den älteren Vierteln stadteinwärts. Bricht der Damm, wird er überflutet. Kommt es in kürzester Zeit zu vielen Starkniederschlagsereignissen, fließt das Wasser durch die Stadt zu den am niedrig gelegensten Vierteln. Die Fließrichtung, -geschwindigkeit und -menge müssen vermindert und behindert werden. Deshalb werden neben Entsiegelungs- und Begrünungsmaßnahmen Untergrundstauräume geschaffen, in denen das Wasser abfließen kann. Entwässerungsleitungen werden modernisiert, „Bioswales“ (Senken, die entsiegelt sind und bewachsen, um Wasser aufzufangen und versickern zu lassen) eingefügt, neue Parkanlagen (wie der 25 Hektar große Mirabeau Water Garden) angelegt mit dem Ziel Wasser der Entwässerungsleitungen aufzufangen und im sandigen Sediment versickern zu lassen. Gleichzeitig soll die Stadt besser gegen Hitzewellen geschützt werden, die auch aufgrund der Klimakrise häufiger und länger werden.2

„From telling to asking“ – “Vom Bestimmen zum Fragen” ist bei der Partizipation der Anwohnenden für eine effektive Umsetzung die Leitlinie, so erzählen mir die Zuständigen Expertinnen der Stadt. Eine Maßnahme ist die zur Verfügungstellung von Geldern, mit denen die Bevölkerung ihre Gärten sowie von ihnen bewohnte Fläche klimaresilienter gestalten können. Dabei wird berücksichtigt, dass die Überweisung von Geld gegen weitere Sozialleistungen gerechnet werden könnte. Um dies zu verhindern, wurde ein System entwickelt, dass sich die Bewohnerinnen aussuchen können welche Maßnahmen sie umsetzen wollen (Regentonne, Regengarten, Entsiegelungen…) und die Stadt dann direkt die Kosten übernimmt sowie mögliche Handwerksleistungen direkt finanziert.

Nach Hurrikan Katrina im Jahr 2005 gab es eine weitreichende Verdrängung der Schwarzen Bevölkerung aus ihren Vierteln in New Orleans. Nach der Zerstörung und Flutschäden in den betroffenen Vierteln, war es für viele Menschen aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, zurückzukehren. Soziale Sicherheitsnetze wurden in vielen Fällen unzureichend bereitgestellt, was die Schwarze Bevölkerung aufgrund des bestehenden strukturellen Rassismus besonders hart traf. Zudem führten städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklungsprojekte in der Nach-Hurrikan-Ära zu Gentrifizierungstendenzen, die dazu beitrugen, dass die Schwarze Bevölkerung weiter verdrängt und soziale Ungleichheiten verschärft wurden.

Landverlust an der Golfküste

Die Küste Louisiana ist aufgrund unterschiedlicher geologischer sowie von Menschen verursachten Prozessen am Absinken, Erodieren und einem erhöhten Risiko vor Wetterextremen ausgesetzt. Seit den 1930er Jahren hat die Golfküste von Louisiana über 460.000 ha Landfläche verloren.3 Für ein tieferes Verständnis der einzelnen Prozesse, die hierzu in Wechselwirkung stehen, sowie um mehr Erkenntnisse über den Status und die Strategien von Renaturierungs- und Resilienzprojekten zu erfahren, konnte ich mich mit Vertreterinnen der „Restore The Mississippi River Delta Scientists“ treffen. Anwesend waren Simone Maloz, Restore the Mississippi River Delta Coalitio; Charles Sutcliffe, Chief Resilience Officer, State of Louisiana; Brent Newman, National Audubon Society; Porta Mastin, National Audubon Society; Kristi Trail, Pontchartrain Conservancy; Cathleen Berthelot, Environmental Defense Fund und Kim Reyher, Coalition to Restore Coastal Louisiana.


Die Expert*innen für die Wiederherstellung des Mississippi-Deltas in den Bundesstaaten und auf Bundesebene helfen bei der Ausarbeitung von Maßnahmen, die zur Wiederherstellung der Küstengebiete Louisianas beitragen sollen. Sie verfassen Berichte, welche politischen Maßnahmen für die Wiederherstellung des Deltas erforderlich sind, und erstellen Kommentierungen zur Wirksamkeit der von den Bundes- und Landesbehörden vorgeschlagenen Entscheidungen und Pläne.

Die Gründe für ein Absinken und Erodieren der Küste lässt sich in drei Bereiche unterteilen:

1) Die Ablagerungen der Sedimente durch den Mississippi haben in den letzten Jahrtausenden (7000 Jahre seit der Eiszeit/ seit dem Steigen des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit) eine Mächtigkeit entwickelt, die auf die kontinentale Kruste drückt und verursacht, dass diese absinkt (ein umgekehrter Effekt ist auf Landmassen zu finden, wenn die Gletscher abschmelzen und es zu einer Erhebung kommt).
Die Schaffung von Kanälen und Deichen mit dem Ziel, Überflutungen des Mississippi von New Orleans zu verhindern sowie um Land zu gewinnen und Industrieanlagen zu schützen, unterbrach immer mehr den ursprünglichen Prozess der Landbildung: Durch Verlangsamung des Wasserflusses, durch die Verästelung in kleinere Flussarme, sowie wenn Salzwasser des Golfes auf das Süßwasser des Flusses trifft, beginnen feine Sedimente zu sinken und so Landmasse zu bilden. Durch die Schaffung von Dämmen und künstlichen Kanälen fließt das Wasser mit den Sedimenten schnell in den Golf, ohne dass es zu einer langsamen Versickerung kommen kann. Die Verdeichung des Mississippi hat dazu geführt, dass keine Landbildung mehr großflächig an der Küste stattfindet – so setzen erodierende Prozesse ein, indem das Meereswasser nach und nach die Sedimente abträgt. Nur in den Bereichen, wo der Fluss direkt ins Meer mündet, existiert noch Ablagerung von Sedimenten und damit Landbildung. 4

2) Der Anstieg des Meeresspiegels und die vermehrt und stärker auftretenden Hurrikans und Sturmfluten führen, setzen die Küstenlinie weiter unter Stress und schwächen ihre Resilienz.

Bild oben: Landverlust in den nächsten 50 Jahren um die 2,250 square miles, bei einem Meeresspiegelanstieg um 2.07 feet (ca 63 cm), Bild unten: Landverlust in den nächsten 50 Jahren um die 4,100 square miles, bei einem Meeresspiegelanstieg um 2.72 feet (ca. 83 cm) Costal Master Plan 2017 [5]

Geschichte des fossilen Extraktivismus an der Golfküste

Die Geschichte der Förderung fossiler Brennstoffe sowie des Extraktivismus in Louisiana und Texas ist eng mit dem Wachstum und der Entwicklung der Vereinigten Staaten als Wirtschaftsmacht verflochten. Beide Bundesstaaten haben bei der Gestaltung der Energielandschaft des Landes eine Schlüsselrolle gespielt [6]. Die Geschichte des fossilen Extraktivismus in der Region begann Mitte des 19. Jahrhunderts, als in Louisiana Öl entdeckt wurde und damit der Beginn der amerikanischen Ölindustrie eingeläutet wurde. Diese Entdeckung löste einen regelrechten Explorationsrausch aus, der zur Errichtung zahlreicher Ölraffinerien und petrochemischer Anlagen entlang der Golfküste führte [7].

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Texas dank der Entdeckung der Spindletop-Ölquelle in der Nähe von Beaumont zu einem der führenden Ölförderstaaten. Dieser Fund löste einen Boom in der Region aus, der eine Flut von Unternehmern und Investoren anlockte, die aus dem enormen Potenzial des schwarzen Goldes Kapital schlagen wollten. Die Entwicklung von Pipelines und Transportinfrastrukturen förderte das Wachstum der fossilen Brennstoffindustrie in beiden Staaten und machte sie zu Energiezentren.

Der Anstieg der Förderung fossiler Brennstoffe in Louisiana und Texas war jedoch von Beginn an nicht unumstritten. Die Praxis des Extraktivismus hat relativ bald Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen und der sozialen Gerechtigkeit aufgeworfen. Insbesondere die Golfküste hat mit Umweltproblemen wie Ölverschmutzung, Küstenerosion und Störungen empfindlicher Ökosysteme zu kämpfen. Außerdem hat der Extraktivismus zu Konflikten mit indigenen Gemeinschaften und anderen marginalisierten Gruppen geführt, deren angestammtes Land und Rechte durch die fossile Industrie negativ beeinträchtigt werden.[8]

Im Laufe der Zeit hat das wachsende Bewusstsein für den Klimawandel und die Notwendigkeit eines Übergangs zu saubereren, nachhaltigen Energiequellen Diskussionen über die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und die Nutzung erneuerbarer Alternativen ausgelöst. In beiden Staaten gab es auch Bemühungen, die Wirtschaft über die Rohstoffindustrie hinaus zu diversifizieren und in Technologie, Gesundheitswesen und andere Sektoren zu investieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Geschichte der Förderung fossiler Brennstoffe und der Industrie sowie des Extraktivismus in Louisiana und Texas einerseits eine Geschichte des Wandels und des Wachstums ist, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Energiesicherheit und die Umweltlandschaft der Nation hat. Doch andererseits hat die fossile Ausbeutung natürlicher Ressourcen nicht nur zu Umweltverschmutzung und -zerstörung von Ökosystemen geführt, sondern auch soziale Ungerechtigkeit und Diskriminierung verschärft (s. Umweltrassismus).

Cancer Alley

Der Begriff “Cancer Alley” bezeichnet einen Landstrich entlang des Mississippi zwischen Louisiana und Texas, der für seine hohe Konzentration von Industrieanlagen, insbesondere petrochemischen Anlagen und Ölraffinerien, bekannt ist. Diese Region hat aufgrund der Besorgnis über die Umweltverschmutzung und deren mögliche Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit große Aufmerksamkeit erregt. Die Gemeinden, die in der Cancer Alley wohnen, haben ihre Besorgnis über die negativen Auswirkungen des Lebens in unmittelbarer Nähe dieser Industrien zum Ausdruck gebracht, einschließlich der Luft- und Wasserverschmutzung sowie potenzieller Gesundheitsrisiken, wie z. B. ein erhöhtes Auftreten von Krebs und anderen Gesundheitsproblemen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 ist bspw. Das Risiko durch Luftverschmutzung zu erkranken um 95% höher als der nationale Durchschnitt [9]. Der Begriff “Cancer Alley” verdeutlicht das komplexe Zusammenspiel zwischen industrieller Entwicklung, Umweltschutz bzw. Umweltverschmutzung und öffentlicher Gesundheit und macht es zu einem der wichtigsten Themen der Region im Zusammenhang mit Umweltrassismus und Umweltgerechtigkeit.[10]

Grundprobleme von Fracking-Gas und LNG

Fracking, LNG (Flüssigerdgas) und LNG-Exporte haben die Energielandschaft in Louisiana und Texas erheblich beeinflusst. Beim Hydraulic Fracturing, allgemein als Fracking bekannt, werden riesige Erdgas- und Erdölreserven aus Schieferformationen freigelegt. In beiden Bundesstaaten ist die Zahl der Fracking-Aktivitäten stark angestiegen, vor allem in den Schieferformationen Barnett und Eagle Ford in Texas und in der Haynesville-Formation in Louisiana. Dies hat zu einer erhöhten inländischen Erdgasproduktion geführt.

LNG, die unterkühlte Form von Erdgas, hat ebenfalls eine entscheidende Rolle im Energiesektor der Region gespielt. In Louisiana und Texas gibt es mehrere LNG-Exportterminals, die es ermöglichen, Erdgas zu verflüssigen und auf internationale Märkte zu exportieren. Diese Entwicklung hat wirtschaftliche Chancen eröffnet und die Position der Vereinigten Staaten als wichtiger LNG-Exporteur gestärkt.

Das Wachstum von Fracking und LNG-Betrieb war und ist jedoch nicht unumstritten. Die Umweltauswirkungen wie Wasserverschmutzung, Methanemissionen (bspw. Durch das sog. Flaring) und Störungen lokaler Ökosysteme machen LNG und Fracking zu unnachhaltigen Energiequellen. Daher hat die Ausweitung der LNG-Exporte Debatten über das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Vorteilen und Umweltrisiken ausgelöst. Meine Reise hat mir die negativen Auswirkungen deutlich sichtbar gemacht.

Exporthäfen-Standorte

Zu den wichtigsten Exporthäfen zählen:

Louisiana:
● Sabine Pass LNG-Terminal: Befindet sich in Cameron Parish, Louisiana, und war das erste LNG-Exportterminal in den Vereinigten Staaten, das von Cheniere Energy betrieben wurde.
● Cameron LNG-Terminal: Ebenfalls in Cameron Parish gelegen, ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Sempra LNG, Mitsui & Co. Ltd., Mitsubishi Corporation und Total S.A.
● Lake Charles LNG-Terminal: Dieses Terminal befindet sich in Calcasieu Parish und wird von Energy Transfer und Shell betrieben.

Texas:
● Freeport LNG-Terminal: Befindet sich auf Quintana Island in der Nähe von Freeport, Texas, und wird von Freeport LNG Development, L.P. betrieben.
● Corpus Christi LNG-Terminal: Dieses Terminal befindet sich in San Patricio County, Texas, und wird ebenfalls von Cheniere Energy betrieben.
● Corpus Christi Verflüssigungsterminal: Befindet sich am gleichen Standort wie das Corpus Christi LNG Terminal und ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Cheniere Energy und Bechtel.

Plaquemines LNG (im Bau)

Plaquemines LNG liegt im Südosten von Louisiana, südlich und dem Mississippi flussabwärts von der Stadt New Orleans. Bei Fertigstellung wird es über eine Exportkapazität von 20 Millionen Tonnen pro Jahr LNG Gas verfügen. [11] Das Terminal hat ein direktes Dock am Fluss Mississippi. Im Jahr 2024 kann mit der Produktion von LNG (Phase 1), mit einer Erweiterung der Kapazitäten im Jahr 2025(Phase 2) begonnen werden.[12] Gebaut wird auch die „Gator Express Pipeline“, die Plaquemines LNG mit für die Produktion und Export mit Erdgas (Fracking Gas) versorgen soll.

Der Erbauer von Plaquemines LNG und der Gator Express Pipeline ist das Unternehmen „Venture Global LNG“, ein US-Produzent von nord-amerikanischen liquified natural gas (LNG). Für die Finanzierung der Plaquemines LNG Anlagen haben sich folgende deutsche Banken beteiligt: Deutsche Bank, die LBBW (Landesbank Baden-Württemberg), die KfW IPEX-Bank, die Halaba und die DZ Bank. [13] Insgesamt sind so für den Bau der ersten Phase 13,2 Milliarden US-Dollar zusammengekommen.

Aus Deutschland hat der Konzern Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) einen langfristigen Liefervertrag mit Plaquemines LNG abgeschlossen.[14] Pro Jahr sollen ab 2026 7 Milliarden Kubikmeter LNG nach Deutschland exportiert werden. Der Vertrag gilt für 20 Jahre.15 Der lange Liefervertrag ist mit Blick auf die sich verschärfende Klimakrise und den deutschen Klimazielen ein Problem, da es die Möglichkeit nimmt durch eine Reduzierung oder Einstellung der Nutzung von Erdgas hier Emissionen einzusparen und einen Gasausstieg voranzubringen.

Der Standort von Plaquemines LNG wird von anwohnender (Schwarzer) Bevölkerung, von Klima- und Umweltverbänden sowie von Vertreter*innen indigener Bevölkerungsgruppe der United Houma Nation als unsicher gegenüber Überflutungen und Hurrikans kritisiert.

Mit der fortschreitenden Küstenerosion sei nicht sichergestellt, ob das Land um die LNG-Anlage in 20 Jahren noch existieren würde, so erklärte mir bei einem Besuch vor Ort Benjamin Hoffman vom Sunrise Movement New Orleans. „There is no stability in a floodzone – Es gibt keine Stabilität in einer Überflutungszone“ ergänzte Pastor Bishop Johnson von der Oakville Missionary Baptist Church. Im Jahr 1869 wurde die Schwarze Community und im Jahr 1872 die dazugehörige Kirche gegründet. Aufgrund der Versklavung von Schwarzen Menschen auf den Plantagen existieren in Louisiana aus dieser Zeit viele Gemeinden und dazu gehörige Kirchen. Die Siedlung und die Kirche sind von einem Deich geschützt, zum Mississippi wie zum Meer hin. Wenige Meter hinter der Kirche verläuft der Damm und damit auch die Grenze zwischen geschütztem Gebiet und der „Danger Zone“ – der Gefahrenzone, so Pastor Bishop Johnson.

Gemeinsam mit seiner Gemeinde hat er ein eigenes Unterstützungssystem aufgebaut, um bei Katastrophen schnell helfen zu können. Aktuell befindet sich das Resilience Centre im Bau. Eine Notfallstromversorgung, eine Küche und Unterkunft sollen dafür sorgen, dass Menschen bei Hurrikans Schutz finden und besonders, dass sie nach Überflutungen eher zurück kommen können, einen Ort haben, an dem sie Essen erhalten sowie beispielsweise ihre Handys aufladen können. Nach einem Hurrikan und den dazu kommenden Überflutungen ist meist auch die Infrastruktur wie die Stromversorgung beschädigt. Pastor Bishop Johnson sorgt sich auch um die Sicherhit von Plaquemines LNG, da diese hinter dem Bereich der staatlichen Deiche liegt, sowie direkt an der Straße, die bei einer Evakuierung der Menschen, die hinter dem LNG-Terminal im Plaquemines Parish (Landkreis) leben, genutzt wird. Seine Sorge ist, dass fliehende Menschen bei einer möglichen Beschädigung der Terminals während eines Hurrikans den Fluchtweg nicht mehr nutzen können.

Venture Global LNG hat um das LNG Produktions- und Lagergelände einen eigenen Damm mit Hochwasserschutzmauer gebaut. Dass diese Sicherheitsvorkehrungen ausreichen, wird jedoch von lokalen Anwohnenden sowie Umweltverbänden angezweifelt.

Eine wissenschaftliche Analyse, die der Sierra Club in Auftrag gab, kam zu dem Schluss, dass der neue Terminalstandort sowie das Pipelinesystem innerhalb und entlang des Mississippi, unweigerliche, irreparable und erheblichen Schäden für überflutungsmindernde Feuchtgebiete, die örtliche Gemeinschaft sowie die Flora und Fauna anrichten wird. Es bestünde die Gefahr, dass Schadstoffe aus der Anlage austreten, wenn ein schwerer Hurrikan vorbeizieht. Zudem bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der LNG-Standort in absehbarer Zeit von einem Hurrikan überschwemmt würde, selbst wenn der geplante Ringdeich vollends errichtet wird. Im Jahr 2021 wurden das Gebiet des geplanten LNG-Standort Plaquemines während des Hurrikans Ida überflutet. Bei einem Versagen der Sturmmauer und des Ringdeichs würde zu einer katastrophalen Freisetzung chemischer Schadstoffe in Richtung der Barataria-Bucht (Barataria Bay) führen, mit „immensen“ Auswirkungen auf das Ökosystem des Feuchtgebiete und die Gewässer der Bucht.[16]

Vertreter*innen der United Houma Nation, der indigenen Bevölkerung der Golfküste, berichten, dass neben dem entstehenden LNG-Terminal eine Ansiedlung zu finden ist. Die Menschen dort werden mit „By-out“ dazu gezwungen, ihre Grundstücke zu verkaufen. Dieses Verfahren kommt an der Küstenregion für den Bau von fossiler Infrastruktur häufig zu Anwendung. Ein Grundproblem ist die Nutzung von “eminent domain” (Enteignungsrecht), mit der Begründung, dass die Enteignung für den öffentlichen Nutzen “public use” auch für fossile Infrastruktur anwendbar ist. So haben Menschen, die sich gegen den Verkauf ihres Grundstückes versuchen gerichtlich zu wehren, bisher keinen Erfolg gehabt. Die Definition der öffentlichen Nutzung wird auch auf privatwirtschaftliche Entwicklung angewendet. So können lokale Regierungen Grundstücke Unternehmen zusprechen, wenn sie zu dem Schluss kommen, dass die neuen Eigentümer mit dem Land mehr Steuern oder Arbeitsplätze generieren werden.[17]

In New Orleans traf ich mich mit Jessi Parfait und weiteren Mitgliedern des Sierra Club New Orleans in deren Räumlichkeiten.

Das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Houma Nation ist die Küstenregion mit einer Spezialisierung auf die sich beständig verändernden Küstenlandschaft und der Nutzung dieser mit Blick auf dem Fang von Krabben und Fischen. Sie sprechen Houma, eine Muskogee-Sprache, die jedoch vom Aussterben bedroht ist. Aufgrund der kolonialen Vertreibung, Misshandlungen, Landnahmen und Umweltzerstörungen durch den Extraktivismus, hat sich die Bevölkerung stark verringert und es droht ein Verlust des kulturellen Erbes. Die Auswirkungen der Klimakrise verursachen erneut die Zerstörung ihrer Bayous durch Hurrikans und eine Erschwerung des Lebens und Wirtschaftens im Küstengebiet. Jessi Parfait beschloss, nachdem der Hurrikan Ida im Jahr 2021 das Haus ihrer Familie verwüstet hatte, sich aktiver für die Klima- und Umweltprobleme in ihrer Heimat einzusetzen, und arbeitet derzeit als Kampagnenvertreterin für den Sierra Club. „Es gibt mehrere LNG-Industrieanlagen sowie Terminals, die in unserer Heimatregion geplant sind, sowie bereits gebaut werden. Ich möchte die Botschaft weitergeben, dass LNG weder ein sauberer Brennstoff ist, noch als Brückentechnologie genutzt werden sollte. Und wir wollen einfach nur sagen, dass der Golf nicht länger eine Opferzone für den Rest Amerikas oder der Welt sein wird!“ Die Auswirkungen auf die Umwelt sowie auf das globale Klimasystem würden die indigenen Gemeinden besonders hart treffen, wenn Gewässer weiter verunreinigt werden und mit der Klimakrise die Stürme heftiger und vermehrter auftreten.

Lake Charles und Calcasieu Pass

Westlich von New Orleans und bereits nahe der Grenze zu Texas befinden sich rund um den Calcasieu See Feuchtgebiete und Küsten-Sumpflandschaften. Hier grenzt ebenfalls das Sabine National Wildlife Refuge an. Die Region beheimatet eine hohe Biodiversität.
Dieses Ökosystem umfasst Süßwasser- und Salzwasserbereiche, die eine reiche Tier- und Pflanzenwelt beherbergen, darunter zahlreiche bedrohte Arten. Insbesondere sind hier seltene Vögel wie die Rotschulteradler und die Schneeeule beheimatet, die auf den Schutz dieser Feuchtgebiete angewiesen sind. Der Calcasieu Lake und die umliegenden Feuchtgebiete dienen als bedeutende Zwischenstopp- und Überwinterungsgebiete für Zugvögel, insbesondere für viele Wasservogelarten. Diese Gebiete bieten reichlich Nahrung und Schutz, was sie zu wichtigen Rastplätzen für Vögel auf ihren Zugrouten entlang des Mississippi-Flyways macht. Viele Arten von Wasservögeln, darunter Enten, Gänse und Wattvögel, nutzen die Feuchtgebiete des Calcasieu Lake als Nahrungs- und Brutgebiete. Die Erhaltung dieses Ökosystems ist daher von großer Bedeutung für den Schutz der Biodiversität und die Unterstützung von Zugvögeln während ihrer Reisen.

In der Stadt Lake Charles konnte ich James Hiatt (Leiter For a Better Bayou), Roishetta Ozane (Direktorin des Vessel Project) und Jade Woods (CCS Campaigner in the Fossil Economy Team der Organisation CIEL) treffen.

Das Vessel Projekt ist eine basisdemokratische Organisation für Katastrophenhilfe, die im Südwesten von Lousianas als Reaktion auf unzureichende Katastrophenhilfe von Seiten des Staates gegründet wurde. Das Vessel-Projekt zielt darauf ab, horizontale Wege für die Menschen in den Gemeinden zu schaffen und zu koordinieren, um sich schnell und unbürokratisch schnell im Falle einer weiteren Sturmflut gegenseitig zu helfen.

Better Bayou ist eine Gemeindebasierte Organisation, die sich als Antwort auf den fossilen Extraktivismus zur Aufgabe macht, die Natur in Südwest-Louisiana zu schützen und zu erhalten. Neben Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit versuchen sie sich für eine umwelt- und klimafreundliche Politik einzusetzen.

Kurz hinter dem Calcasieu Lake, an der Mündung des Calcasieu Flusses, liegen die neu bebauten Flächen für die geplanten LNG-Terminals.

Das Calcasieu Pass LNG-Terminal hat eine geplante Exportkapazität von etwa 10 Millionen Tonnen verflüssigtem Erdgas pro Jahr (MTPA). Es wird voraussichtlich über drei Verflüssigungsanlagen verfügen, in denen das Erdgas für den Export in LNG umgewandelt wird. Securing Energy for Europe GmbH (SEFE), Midstream-Unternehmen aus Berlin wird LNG aus Calcasieu Pass importieren. Hier besteht ein 20-jähriger Kaufvertrag über 2,25 Millionen Tonnen LNG pro Jahr. Das Gas soll aus dem sich im Bau befindlichen CP2-Terminal exportiert werden, das von einem Projektentwickler aus Virginia, Venture Global, unterstützt wird. CP2 im Wesentlichen Erweiterung der bestehenden Calcasieu-Pass-LNG-Anlage von Venture Global (seit 1,5 Jahren in Betrieb). Zu den weiteren Käufern von CP2-Gas gehören ExxonMobil, Chevron sowie die beiden japanischen Unternehmen JERA und INPEX sowie EnBW.

Die größte Problematik vor Ort ist, dass es regelmäßig zu abfackeln (flaring) kommt sowie immer wieder von Ausrüstungsstörungen berichtet wird. Zudem liegen die Schadstoffwerte regelmäßig über den staatlichen Grenzwerten (seit Anfang 2022 über 2.000 Mal)

Das Terminal wird von Venture Global LNG betrieben. Die Finanzierung des Projekts umfasst eine Kombination aus Eigenkapitalinvestitionen und Fremdfinanzierung. Venture Global sicherte sich die Finanzierung aus verschiedenen Quellen, darunter private Kapitalgeber und Darlehen von Finanzinstituten. Darunter sind auch Morgan Stanley, JP Morgan, Bank of America Merrill Lynch, Goldman Sachs, ING, Mizuho, Natixis, Nomura, Royal Bank of Canada, Santander, Scotia Capital, SMBC Nikko Securities und Industrial and Commercial Bank of China.

Der Bau und der Betrieb des Calcasieu-Pass-Terminals haben sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Anwohner der Region. Das Projekt hat während der Bauphase Arbeitsplätze und wirtschaftliche Möglichkeiten für die lokale Bevölkerung geschaffen und dürfte auch während des Betriebs weiterhin Beschäftigungsmöglichkeiten bieten. Wie viele industrielle Großprojekte hat es jedoch auch Bedenken hinsichtlich möglicher Umweltauswirkungen und starker Beeinträchtigung in den umliegenden Gemeinden aufgeworfen. Die Anwohner sorgen sich vor Luft- und Wasserverschmutzung, das erhöhte Verkehrsaufkommen und mögliche Sicherheitsrisiken im Zusammenhang mit dem Betrieb des Terminals.

Der Bau und der Betrieb des Calcasieu Pass LNG-Terminals könnte durch Überschwemmungen gefährdet sein, da es in einem Küstengebiet am Golf von Mexiko liegt. Die Region ist anfällig für Wirbelstürme und andere Unwetter, was die Infrastruktur und den Betrieb des Terminals vor Herausforderungen stellen könnte.

Jade Woods von der Organisation CIEL erklärte hier vor Ort die Bedeutung der geplanten CCS-Projekte (Carbon Capture and Storage). Am Calcasieu Pass als auch bei den Plaquemines LNG Anlagen soll CCS-Technologie eingesetzt werden. Das CO2 soll vor Ort komprimiert und unterhalb von Louisiana eingelagert werden. Jade Woods kritisiert das Vorhaben, da die geologische Strukturen dafür nicht geschaffen seien und es bei möglichen Fehlfunktionen und Unfällen für die fragilen Ökosysteme sowie die Bevölkerung sehr gefährlich werden kann.

James Hiatt (Leiter For a Better Bayou) erklärte, dass das Cameron LNG ursprünglich als ein Import Terminal gebaut wurde und erst als sich die Nachfrage nach Fracking-Gas erhöhte zu einem Export Terminal umgeplant wurde. Der Bau der Anlagen an der Flussmündung direkt am Meer habe bereits direkte Auswirkungen auf das Ökosystem. Durch die Landnahme und Versiegelung der Küste sowie durch dieSchadstoffseinträge, wird das Ökosystem empfindlich getroffen und die Lebensgrundlage besonders auch von den Krabbenfischern gefährdet.

Port Arthur – Toxic Tour und Umweltrassismus

Bei dem LNG-Terminal in Port Arthur, Texas, handelt es sich um das Golden Pass LNG-Terminal, das eine geplante Exportkapazität von etwa 16 Millionen Tonnen Flüssigerdgas pro Jahr (MTPA) hat. Das Terminal verfügt über zwei Verflüssigungsanlagen zur Umwandlung von Erdgas in LNG für den Export.

Das Golden Pass LNG-Terminal ist ein Joint Venture zwischen ExxonMobil und Qatar Petroleum. Die Finanzierung des Projekts umfasst eine Kombination aus Eigenkapitalinvestitionen und Fremdfinanzierung. Die beiden Unternehmen sicherten sich die Finanzierung aus verschiedenen Quellen, darunter private Investitionen und Darlehen von Finanzinstituten.

Der Bau und der Betrieb des Golden Pass LNG-Terminals hatten wirtschaftliche Vorteile für die örtliche Gemeinschaft, darunter die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine Steigerung der Wirtschaftstätigkeit. Das Projekt hat jedoch auch Umwelt- und Sicherheitsbedenken bei Anwohnern und Umweltgruppen hervorgerufen. Einige Anwohner äußerten sich besorgt über die mögliche Luft- und Wasserverschmutzung, den zunehmenden Lkw-Verkehr und die Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme.

Das Golden Pass LNG-Terminal könnte, wie andere Anlagen in der Golfküstenregion, aufgrund seiner Küstenlage Überschwemmungsrisiken ausgesetzt sein. Das Gebiet ist anfällig für Wirbelstürme und schwere Unwetter, die die Infrastruktur und den Betrieb des Terminals vor Herausforderungen stellen könnten. Um diesen Bedenken zu begegnen, werden LNG-Terminals mit robusten Hochwasserschutzmaßnahmen konzipiert und halten sich an strenge Sicherheitsstandards, um mögliche Risiken zu minimieren.

Es wurde ein 15-jähriger Liefervertrag über 2,25 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) pro Jahr mit RWE abgeschlossen. Lieferungen erfolgen vom geplanten LNG-Terminal in Port Arthur, Texas, USA – Betriebsstart für 2027 geplant. Die meisten Bewohner*innen leben weniger als fünf Meilen von Anlagen entfernt und sind damit stark der Verschmutzung ausgesetzt

Umweltrassismus

Umweltrassismus bezieht sich auf die unverhältnismäßig hohe Belastung durch Umweltgefahren und -verschmutzung, der marginalisierten Gemeinschaften, insbesondere Gemeinschaften von BIPoC (Black, indigenous und People of Color) und Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen, ausgesetzt sind18. In Louisiana und Texas ist Umweltrassismus zu einem bedeutenden Problem geworden, insbesondere in Gebieten wie der sog. Cancer Alley entlang des Mississippi. Diese Gemeinden tragen oft die Hauptlast der industriellen Entwicklung in der Region, einschließlich petrochemischer Anlagen, Ölraffinerien und Abfalldeponien, die schädliche Schadstoffe in die Luft und das Wasser ausstoßen. Die Ansiedlung dieser Anlagen in unmittelbarer Nähe von Minderheiten und einkommensschwachen Stadtvierteln wirft ernste Fragen der Umweltgerechtigkeit auf. Studien haben gezeigt, dass diese Gemeinden aufgrund der Aussetzung von toxischen Stoffen häufiger an Asthma, Atemwegserkrankungen und anderen Gesundheitsproblemen leiden [19]. Darüber hinaus verschärft der fehlende Zugang zu sauberer Luft und sauberem Wasser in diesen Regionen die sozioökonomischen Ungleichheiten noch weiter, was Umweltrassismus zu einem Thema macht, das Aufmerksamkeit und kollektives Handeln erfordert, um eine gerechte Umweltpolitik und -praxis sicherzustellen.

Bilder: In Port Arthur liegen Schwarze Wohnviertel direkt neben Petrochemischen Industriegebiet. Bild 1: Roosevelt Ave /53rd St Bild 2: Maple Ave/ Pine Ave

In Port Arthur traf ich John Beard, welcher sich seit Jahren gegen den dort präsenten Umweltrassismus einsetzt. Er zeigte mir wie nah besonders Schwarze Wohnviertel in Port Arthur direkt neben petrochemischer Industrie zu finden sind : „Wir sind hier draußen auch in der Lage, Gas und Dämpfe zu riechen, die aus eben diesen Tanks hinter Ihnen kommen. Und sehen Sie sich die Nähe dieser Tanks zu Häusern und Nachbarschaften an. Ein junger Mann spielt draußen Basketball im Schatten und all das. Und dies ist nur ein weiteres Beispiel für Umweltrassismus“.

In Texas meldeten unter anderem die Raffinerie Port Arthur von TotalEnergies im Jahr 2021 durchschnittliche Benzol-Emissionen, die über dem Bundesgrenzwert von 9 Mikrogramm pro Kubikmeter lagen.[20] Nach Angaben des texanischen Krebsregisters gab es in der Metropolregion Port Arthur-Beaumont im Jahr 2018 452 Krebsfälle pro 100.000 Einwohner, eine Rate, die den Landesdurchschnitt um 11 % übertraf.[21]

„Wir sind eine Opferzone, eine geopferte Gemeinde, damit Amerika und die Welt Öl und Gas haben können. Aber das nützt den Menschen hier nichts, weil die Arbeitslosigkeit hoch ist und weil diese Unternehmen keine Schwarzen Menschen aus Port Arthur beschäftigen.“, erklärt John Beard. Deshalb setzt er sich auch gegen die Entstehung von neuen LNG-Terminals bei Port Arthur ein: „Wir müssen ein neues Zeitalter der Fairness und Gerechtigkeit einläuten, wir müssen auf saubere, grüne, erneuerbare Energien umsteigen und Möglichkeiten für alle schaffen, auch für die Menschen, die im Zeitalter der fossilen Brennstoffe und der Petrochemie zurückgeblieben sind. Wir können diese Zukunft aufbauen, wir können eine bessere Zukunft haben, eine nachhaltigere Zukunft. Aber nur, wenn wir eine echte und richtige Energiewende machen, die auf Fairness, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit basiert.“.

Seine Berichte zeigen mit großer Deutlichkeit auf, dass der Umweltrassismus zwar nicht erst mit den LNG-Terminals und Frackinganlagen kam, aber diese sich in die lange Geschichte der Diskriminierung von Schwarzen Menschen in den USA einreihen. Der Hafen von Port Arthur ist die Hauptdrehscheibe für petrochemische Erzeugnisse in den USA, mit fatalen Folgen für die Bevölkerung. Für die Situation vor Ort tragen deutsche Unternehmen eine Mitverantwortung, wenn sie wie beispielsweise RWE neue Langzeitverträge für Fracking-LNG abschließen.

Quellen:

1 https://www.cbsnews.com/news/race-an-issue-in-katrina-response/

2 https://www.dnr.louisiana.gov/assets/OC/env_div/gw_res/Events/WRC_Meetings_Archive/December_2019/Stormwater_Management_Kincaid.pdf

3 http://coastal.la.gov/wp-content/uploads/2017/04/Appendix-B_People-and-the-Landscape_FINAL.pdf

4 Center for human Environmental Research (2018) Costal Land and Loss in southeast Louisiana

5 http://coastal.la.gov/wp-content/uploads/2017/04/Appendix-B_People-and-the-Landscape_FINAL.pdf
6 https://www.eia.gov/state/print.php?sid=LA
7 https://www.dnr.louisiana.gov/assets/TAD/education/BGBB/6/la_oil.html
8 https://blog.ucsusa.org/science-blogger/indigenous-people-of-louisiana-and-the-oil-industry/

9 https://www.sierraclub.org/sierra/cancer-alley-now-coronavirus-alley
10 https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/krebs-diskriminierung-usa-100.html

11 https://venturegloballng.com/project-plaquemines/
12 https://www.reuters.com/business/energy/venture-global-lng-go-ahead-with-phase-2-plaquemines-la-export-plant-2023-03-13/#:~:text=Analysts%20have%20said%20the%20first,Zachry%20Group%20and%20KBR%20Inc%20.
13 https://gasoutlook.com/analysis/german-imports-contribute-to-u-s-lng-expansion/
14 https://www.enbw.com/unternehmen/investoren/news-und-publikationen/enbw-venture-global-lng-bezug.html
15 https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Energie/Thema_Gas/Factsheet_Plaquemines_Final.pdf

16 https://www.sierraclub.org/sites/default/files/blog/Van%20Heerden%20Report%20-%206.9%20%281%29.pdf

17 https://ij.org/issues/private-property/eminent-domain/louisiana-eminent-domain-laws/#:~:text=In%20Louisiana%2C%20eminent%20domain%20gives,projects%20like%20roads%20or%20bridges

18 https://taz.de/Kommentar-Umweltrassismus-in-den-USA/!5443129/
19 https://www.daserste.de/information/politik-weltgeschehen/weltspiegel/sendung/usa-umweltrassismus-am-mississippi-100.html

20 https://www.houstonpublicmedia.org/articles/news/energy-environment/2022/05/12/425017/five-texas-refineries-polluted-above-federal-limit-on-cancer-causing-benzene-last-year-report-found/#:~:text=He%20pointed%20out%20that%20Port,the%20state%20average%20by%2011%25
21 https://www.cancer-rates.com/tx/

Weiterführende Artikel:
https://www.klimareporter.de/deutschland/beim-fracking-gas-sollten-wir-zu-einem-klaren-nein-finden

https://www.wwno.org/coastal-desk/2023-07-19/german-lawmaker-tours-liquefied-natural-gas-sites-on-gulf-coast-opposes-expansion

https://www.theadvocate.com/baton_rouge/news/business/german-lawmaker-to-tour-southwest-louisianas-lng-sector/article_ae78892c-21a8-11ee-b1cc-b7c11246b96e.html