Reisebericht: Kolumbien 2022

Dienstreise Kolumbien 22. Juli bis 1. August 2022

In meiner Funktion als zuständige Berichterstatterin im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für die Themen Menschenrechte, Klimagerechtigkeit, Umwelt- und Menschenrechtsverteidiger*innen, Klimaschutz und Fossile Energien sowie in meiner Funktion als Berichterstatterin im Ausschuss für Klima und Energie, reiste ich vom 22. Juli bis 1. August 2022 nach Kolumbien. Begleitet wurde ich in Kolumbien von Mitarbeiter*innen der deutschen Botschaft, meiner Mitarbeiterin Dorothee Baldenhofer sowie der Organisation Comisión Intereclesial Justicia y Paz und Peace Brigades International (PBI) in Putumayo. Im Norden Kolumbiens erhielten wir außerdem eine Begleitung von Journalist*innen unter anderem von der Zeit, France 24 und der Taz. 

Ziel der Reise war eine Bestandsaufnahme der Menschenrechtslage und der humanitären Lage im Norden Kolumbiens, den von Steinkohletagebau betroffenen Region sowie in Putumayo, der von Erdölförderung betroffenen Region Amazoniens. Im Mittelpunkt unserer Gespräche stand ein Austausch über effektiven Biodiversitäts- und Klimaschutz und der Schaffung von Klimaresilienz, gerechter Strukturwandel, Erneuerbaren Energiewende und die immer noch fragile Sicherheitslage im Land durch die bewaffneten Konflikte. Die Gleichberechtigung von Frauen, die Rechte indigener und afro-kolumbianischer Gemeinden waren zudem ein weiterer wichtiger Bestandteil unserer Gespräche. 

Mit der Wahl des neuen Präsidenten Gustavo Petro und der neuen Vizepräsidentin Francia Márquez im Juni 2022 hat sich die Zukunftsperspektive Kolumbiens verändert. Die neue Regierung möchte den Friedensprozess stärken, Klima- sowie Biodiversitätsschutz voranbringen und Lösungen für einen Ausstieg aus dem fossilen Extraktivismus finden. Die Gemeinden und Organisationen, mit denen wir uns austauschen konnten, erhoffen sich von der neuen Regierung eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen und die Stärkung ihrer Rechte als (indigene) Gemeinden, Kleinbäuer*innen sowie Zivilgesellschaft. 

In Kolumbien haben wir uns in der Hauptstadt Bogotá, in der Region Putumayo im Süden des Landes sowie im Norden in den Provinzen La Guajira und Cesar aufgehalten und Vertreter*innen der sich zu diesem Zeitpunkt neu bildenden Regierung, der Gewerkschaften, Vertreter*innen von Gemeinden sowie von unterschiedlichen Akteuren der Zivilgesellschaft sowie den Betreiber der Tagebaue getroffen .  So führten wir unter anderem Gespräche mit Gewerkschaftsvertretern von SINTRACARBÓN und SINTRAMINENERGÉTICA, von den Steinkohleminen direkt betroffene Gemeinden wie bspw. El Rocío, das Frauenkollektiv in El Provincial  und weitere Gemeindevertreter*innen aus den beiden Regionen im Norden Kolumbiens. In Putumayo besuchten wir die Gemeinde der Umweltaktivistin Jani Silva und trafen uns mit der Außenstelle der Misión de Apoyo al Proceso de Paz (MAPP) der Organisation Amerikanischer Staaten (OEA) in Puerto Asís. 

Wichtigste Ergebnisse der Gespräche 

Steinkohle: Aufgrund des Krieges gegen die Ukraine hat sich der Import von kolumbianischer Steinkohle nach Deutschland erhöht. Dies führt zu Verunsicherung der von den Auswirkungen der Tagebaue betroffenen Gemeinden. Die Klimakrise verschärft zusätzlich die Lebensbedingungen (z.B. Wasserknappheit) der indigenen und afro-kolumbianischen Gemeinden in Cesar und La Guajira. Eine Beendigung der Tagebaue und effektive Renaturierungsmaßnahmen würden global einen wichtigen Beitrag gegen die Klimakrise und lokal einen zentralen Beitrag zum Aufbau von Klimaresilienz bedeuten. Dafür muss aber auch Deutschland den Kohleausstieg voran bringen, den Import kolumbianischer Steinkohle beenden und durch die Unterstützung von Maßnahmen für einen gerechten Strukturwandel sowie Wiedergutmachung und Schaffung von Klimaresilienz, Verantwortung in den Provinzen Cesar und La Guajira übernehmen. Dies könnte im Rahmen einer Klimapartnerschaft zwischen Deutschland und Kolumbien erarbeitet werden. Die Möglichkeiten einer solchen Partnerschaft zu prüfen und diese zu entwickeln, traf bei lokalen Gemeinden, zivilgesellschaftlichen Akteur*inne sowie bei Vertreter*innen der neuen Regierung auf positiven Zuspruch, sofern diese transparent und mit demokratischer Partizipation der Betroffenen durchgeführt wird. 

Geschlechtergerechtigkeit: Frauen sind aufgrund ihrer Stellung innerhalb der Gesellschaft und Familien anders von den Folgen der Minenaktivitäten und den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. So wurde uns von sexuellen Übergriffen und Ausbeutung um die Kohleminen berichtet. Durch die Minenaktivitäten ist es zudem für die umliegenden Gemeinden nicht länger möglich sich selbst durch den Anbau von Lebensmitteln zu versorgen. Hierdurch sind Frauen vermehrt entweder ausschließlich im Haushalt oder in unterbezahlten Jobs beschäftigt. Durch die fehlenden Lebensmittel und die Wasserknappheit ist zudem das Wohlergehen ihrer Kinder in Gefahr.  Nach wie vor sind patriarchale Strukturen sehr tief in der kolumbianischen Gesellschaft verankert, welche zusätzliche Hürden für die Geschlechtergerechtigkeit darstellen. Auch für Personen der LGBTIQ-Community bedeutet dies eine deutlich höhere Gefährdung und alltägliche Diskriminierung. Auch prägen rassistische Kontinuitäten den Umgang mit afrokolumbianischen Gemeinden, bspw. bei den Umsiedlungen. Sehr eindrücklich wurde dies für uns, als wir Gemeindevertreter*innen der Gemeinde Tabaco kennenlernen durften. Die afrokolumbianische Gemeinde wurde 2001 gewaltsam durch die Mine El Cerrejón von ihrem Land vertrieben. Für die Menschen bedeutete dies eine Entwurzelung und Zerschlagung ihrer Gemeinschaft, welche unter Berücksichtigung von struktureller rassistischer Benachteiligung einen überlebenswichtigen Stellenwert für die Menschen von Tabaco darstellte. Diese und weitere Beispiele machen deutlich, wie verschiedene Diskriminierungsformen sich auf das Ausmaß der Folgen der Minen auswirken. 

Daher ist es bei der Frage, wie ein Strukturwandel sozial gerecht gestaltet werden kann von fundamentaler Bedeutung, alle verschiedenen Gruppen, insbesondere die oben genannten besonders von Diskriminierung betroffener Gruppen und ihre Bedürfnisse nicht nur zu berücksichtigen sondern ihre Perspektiven aktiv in den Prozess mit einzubeziehen. Frauen, afrokolumbianische, indigene und queere Menschen sind bereits jetzt deutlich stärker von den Tagebauen betroffen. Ein gerechter Strukturwandel muss diese Gruppen also unbedingt mitdenken und eine Verbesserung ihrer Lebensrealität zum Ziel haben. Hierfür wäre es wichtig, Selbstorganisationen und zivilgesellschaftliche Bewegungen zu unterstützen. 

Putumayo (23. Juli – 24. Juli 2022): 

Fahrt in die Zona de Reserva Campesina Perla Amazónica (ZRCPA) – Treffen mit Jani Silva

In der Region Putumayo an der Grenze zu Ecuador besuchten wir die Zona de Reserva Campesina Perla Amazónica (ZRCPA). Begleitet wurden wir von den Organisationen Comisión Intereclesial Justicia y Paz und Peace Brigades International (pbi). Vor Ort trafen wir Vertreter*innen unterschiedlicher Gemeinden der ZRCPA sowie Jani Silva. Jani Silvia engagiert sich für Biodiversität, Waldschutz und die Rechte der lokalen Gemeinden sowie gegen die negativen Folgen der Erdölförderungen im Amazonaswald. Sie wird deshalb seit Jahren verfolgt und mit dem Tode bedroht, sie musste mehrmals umziehen und ist auf staatlichen Schutz angewiesen. In ihre Gemeinde kann sie nur in Begleitung von Menschenrechtsbeobachter*innen von pbi gehen. Amnesty International hatte mich Anfang 2022 gefragt, eine Patenschaft im Rahmen des Programms Parlamentarie schützen Parlamentarier einzugehen, um das Anliegen, besseren Schutz für Jani Silva zu erreichen, eine größere Aufmerksamkeit zu schaffen. Themen bei unserem Besuch waren die Auswirkungen des bewaffneten Konflikts auf die Gemeinschaft, die Auswirkungen von illegalem und legalem Extraktivismus und die Situation von Umwelt- und Menschenrechtsaktivist*innen in Putumayo. In der ZRCPA existiert eine Baumschule, in der alte Baumarten vorgezogen werden und von den Gemeinden zur Aufforstung genutzt werden. Damit will die Gemeinde neben dem Schutz der Biodiversität ihrer Region auch die Klimaresilienz erhöhen. Die Gemeindevertreter*innen berichteten uns hier sehr eindrücklich, inwiefern sich die Auswirkungen der Klimakrise in Bezug auf die Regenzeiten und Vegetationszyklen bemerkbar machen. 

Treffen mit Vertreter*innen der Misión de Apoyo al Proceso de Paz der Organisation Amerikanischer Staaten (MAPP-OEA)

Die MAPP-OEA spricht mit den Gemeinden und berät National-, Regional- und Munizipalregierungen und unterstützt Gemeindevertreter*innen bei den Bemühungen des Friedensprozess auf lokaler Ebene voranzubringen. Die Teilhabe von Frauen im Friedensprozess (CSIVI) sei dabei entscheidend für erfolgreiche Entwicklungen. 

Bei dem Treffen wurde uns sehr eindrücklich erklärt, welche Rolle der bewaffnete Konflikt nach wie vor in der Provinz Putumayo spielt und welche die größten Herausforderungen für die Erreichung eines langwierigen Friedens sind. Die Region Putumayo beherbergt 79 indigene Territorien sowie 26 Gemeinderäte. Informeller Landbesitz ist in dieser Region weit verbreitet, was zu Konflikten mit der Regierung, Landbesitzern und Bauern führt. Seit ca. 30 Jahren wird Koka angebaut und verschiedene paramilitärischen Gruppen sind in der Provinz präsent. Puerto Asís ist das Gebiet mit dem größten Kokaanbau (5.700 ha),  ein weiterer Anstieg wird erwartet. Es gibt Gebiete, in die das Militär nicht vordringen kann, diese werden von den paramilitärischen Gruppen als Rückzugsort genutzt. Für (Klein)Bäuer*innen sowie indigene Gemeinden war und ist der Kokaanbau oft die einzige Möglichkeit, um Einnahmen zu generieren, oft werden Gemeinden auch dazu gezwungen Koka anzubauen. Bei Maßnahmen der alten Regierungen wie beispielsweise militärische Einsätze oder der Einsatz von Glyphosat gegen den Anbau von Koka leiden besonders die Bäuer*innen sowie die lokale Bevölkerung. Gleichzeitig wird die Sicherheitslage sowie die Lebensgrundlage von Erdölbohrungen bedroht. Diese sind außer in Nationalparks erlaubt und befinden sich auch oft auf den Territorien indigener Gemeinden. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Lecks in den Ölpipelines, was zur Vergiftung von Wasser und Boden führte. 

La Guajira (25.-27. Juli 2022): 

Die Regionen (Departamentos) Cesar und La Guajira liegt im Norden Kolumbiens. Aufgrund ihres reichen Kohlevorkommens sind hier die größten Steinkohletagebaue lokalisiert. 

Treffen mit dem Colectivo de Mujeres Defensoras del Territorio in El Provincial

Am 25. Juli trafen wir uns im Resguardo Provincial mit dem Colectivo de Defensoras del Territorio, einer Gruppe von selbst organisierten Frauen der indigenen Bevölkerung der Wayúu. Bei einem Rundgang durch ihr Territorium zum Fluss Ranchería erklärten sie uns ihre Abhängigkeit vom Wasser des Flusses. Das Departamento La Guajira hat ein arides Klima (Wüstenklima). Der nahe Tagebau (ca. 300 m Entfernung Luftlinie) von El Cerrejón führte neben der Landnahme auch zum Verschwinden mehrerer Flüsse und Bäche sowie zur Absenkung des Grundwasserspiegels. Die dort lebenden Familien erhalten 900 Liter Wasser für 15 Tage, obwohl 5000 Liter notwendig wären, um die ausreichende Wasserversorgung sicherzustellen, weshalb sie unter Mithilfe des Anwaltskollektivs CAJAR (Colectivo de Abogados José Alvaro Restrepo) eine Verfassungsklage eingereicht haben. Wasser fehlt auch für die landwirtschaftliche Produktion und die ihnen noch verbliebenen Nutztiere. Das Flusswasser des Ranchería wird deshalb von den Gemeinden genutzt, auch als Trinkwasser, obwohl die Wasserqualität dies eigentlich nicht hergibt. Menschen (und besonders auch Kinder) leiden unter Hautausschlägen sowie Durchfallerkrankungen durch die Nutzung des Wassers des Flusses Ranchería. Im Fluss finden die Gemeinden immer wieder Steinkohlestückchen, da dieser genau wie die anderen umliegenden Flüsse und Bäche an den Tagebauen entlang fließen und beispielsweise Wasser von Auffangbecken der Gerölhalden der Tagebaue in die Gewässer gelangen. Ein weiteres Problem für die Menschen ist die Belastung der Luft durch die Kohleminen. Gemeinden klagen über Atemwegserkrankungen und die Verschmutzung der Natur. Ein weiterer wichtiger Aspekt, der oft unbeachtet bleibt sind die Auswirkungen der Kohleminen auf die Spiritualität der Wayúu. Für die Wayúu sind die Träume (vor allem der Frauen) von essentieller Bedeutung, da sie ihnen spirituelle Orientierung geben. Durch die Lärmbelastung der Mine, träumen die Frauen nicht mehr, was oftmals dazu führt, dass die Frauen an Depressionen leiden. Zudem gehen dadurch die Traditionen der Wayúu verloren – ein Verlust, der nur schwer in Zahlen messbar ist.  

Die Vertreter*innen der Gemeinden fordern eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen bspw. durch Filteranlagen für die Nutzung des Flusswassers, eine ausreichende Versorgung mit Trinkwasser sowie mehr und größere Wassertanks. Ein sehr wichtiges Thema ist auch die Energiesicherheit, da viele der Gemeinden nicht an das Stromnetz angeschlossen sind. Hierfür kam die Idee auf,  Programme für Solarenergie zu entwickeln, die die Ausbildung (besonders auch von Frauen) und genossenschaftlichen Betrieb von und für die Gemeinde vorsehen. 

Weitere klare Forderungen waren das Ende der Tagebauaktivitäten, Maßnahmen zur wirksamen Renaturierung und Wiedergutmachungen an die betroffenen Gemeinden. Angesprochen wurde auch die Notwendigkeit bei Erneuerbaren Großprojekten wie Windparks von Beginn die Zusammenarbeit mit den indigenen Gemeinden zu suchen, deren Territorien betroffen sind. Hier besteht die Sorge, dass Territorien erneut für die Energiegewinnung genutzt werden könnten, ohne die Gemeinden mit einzubinden. 

Besuch der Gemeinde El Rocío und Besichtigung des Flusses Bruno

Am 26. Juli besuchten wir die Gemeinde El Rocío am Fluss Brunound später auf dem Minengelände (auf dem traditionellen Weg der Wayúu). Die Gemeinde El Rocío besteht aus 13 Familien (ca. 120 Menschen). Dort wird hauptsächlich Landwirtschaft zur Eigenversorgung mit Obst und Gemüseanbau sowie dem Halten von Hühnern betrieben. Die Gemeinde hat zudem eine Schule. Obwohl hier offiziell nicht geplant wird, Kohle abzubauen, werden die Menschen der Gemeinden von dem Bergbauunternehmen El Cerrejón unter Druck gesetzt umzusiedeln. Wie uns auch bei dem Treffen mit dem Unternehmen (am darauffolgenden Tag) bestätigt wurde, sucht dieses nach möglichen Orten, an die das Dorf umgesiedelt werden könnte. Auf die Frage, warum neues Land für die Gemeinde gesucht wird, obwohl es keine Abbaupläne für dieses Gebiet gibt, konnte uns das Unternehmen keine zufriedenstellende Antwort geben. Die Menschen in El Rocío, vor allem die sozialen Führungspersonen, erhalten seit Jahren Drohungen in  Form von SMS, Anrufen und Pamphleten und Motorrädern, die versuchen, sie einzuschüchtern. Eines der Pamphlete zeigte das Zeichen der Aguilas Negras, einer kriminellen Vereinigung, die es aber schon seit einigen Jahren offiziell nicht mehr gibt und heute vor allem von Trittbrettfahrern genutzt wird, um Drohungen auszusprechen. Es ist daher nicht klar, wer hinter den Drohungen steckt. Die Gefährdungslage sowie die Interessen der involvierten Gruppen in Kolumbien sind hochkomplex und schwer zu durchschauen. Es gibt daher mehrere Konfliktparteien, die hinter den Drohungen stecken könnten. Es gibt zudem in La Guajira, im Gegensatz zu Cesar, bisher keine Beweise, dass die Bergbauunternehmen mit kriminellen Gruppierungen gegen Gemeinden und deren soziale Vertreter*innen vorgegangen sind. 

Bei der Besichtigung des Flusses Bruno auf dem Minengelände zeigte uns der Dorfvorstehende auch die Auffangbecken der Mine. Unter dem Weg, auf dem wir liefen, waren Rohre verlegt, die in ein (zu diesem Zeitpunkt) trockenes Flussbett führten, welches nach ca. 50 Metern in den Fluss Bruno mündete. Die Vermutung liegt als sehr nahe, dass das Unternehmen Abwasser der Mine einfach in den Fluss leitet und diesen dadurch verschmutzt. Wir konnten bei der Begehung des Flusses Bruno dann auch direkt ein Stück Kohle finden. 

Die Gemeindevertreter*innen berichteten uns zudem von einer enormen Lärmbelastung durch die Sprengungen und wir wurden darüber informiert, dass zur Zeit offiziell an der zum Dorf nächstgelegenen Grube keine Grabungen vorgenommen werden dürfen, sich das Unternehmen aber nicht daran halte. Eine weitere Folge der Minenaktivitäten war auch hier der Rückgang des Grundwasserspiegels, sodass die Gemeinde, obwohl am oberen Flusslauf, noch vor der Mine liegt, immer weniger Wasser zur Verfügung hat. 

Gespräch mit verschiedenen Gemeindevertreter*innen in Paradero

Nach dem Besuch in El Rocío fuhren wir zu einer weiteren Gemeinde, die von den Kohleminen betroffen ist. Dort versammelten sich ca. 50 Gemeindevertreter*innen, die uns ihre Erfahrungen mit uns teilten. Dort wurde uns eindrücklich geschildert, wie die Menschen in der Region, bevor die Minen kamen, von der Landwirtschaft gelebt haben und sogar Produkte verkaufen konnten und sich so ein Auskommen erwirtschafteten. Heute ist das nicht mehr möglich, die Erde ist unfruchtbar oder aber sie wurden an Orte umgesiedelt, auf deren Boden nichts wächst.  Uns wurden Bilder von Tieren mit Staublunge gezeigt und Pflanzen, die vom Ruß schwarz gefärbt waren. Zudem wurde uns von geplanten Projekten berichtet, die weitere Flussumleitungen zur Folge hätten. Bisher wurden 17 Gewässer in der Region durch die Minen umgeleitet oder trocken gelegt. In einer Region, in der Wasser ein knappes Gut ist, bedeutet dies, dass die Menschen faktisch nicht mehr genug Wasser zum Leben haben. 

Bei dem Treffen waren zudem Vertreter aus dem Ort Canaverales, welcher im Süden von Guajira liegt. Dort plant ein türkisches Unternehmen, derzeit eine Mine zu eröffnen. Die damalige Regierung des Präsidenten Duque hatte laut der Gemeinde versucht, die Beteiligung der Bevölkerung durch Schlupflöcher in der Rechtsprechung zu umgehen. Zum Zeitpunkt unseres Besuches war noch nicht entschieden, wie das Gericht in dem Fall entscheiden würde. Jedoch hatte die zu diesem Zeitpunkt noch nicht vereidigte, aber schon gewählte Regierung unter Präsident Gustavo Petro angekündigt, keine neuen Minen mehr in Betrieb zu nehmen. Trotzdem waren die Gemeinden sehr besorgt darüber, dass nach wie vor neue Minen eröffnet werden könnten. 

Auch bei diesem Treffen wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass es nicht ausreichend Beteiligung der Bevölkerung an den Entscheidungsprozessen gibt , bzw. diese immer wieder sabotiert werden. 

Treffen mit Fuerza Mujeres Wayúu

Das Frauen Kollektiv Fuerza Mujeres Wayúu gibt es seit 15 Jahren und versteht sich als Zusammenschluss von Landverteidigerinnen. Ziel dabei ist es, als Gruppe geschlossen die Folgen der Mine und Konflikte nach außen zu tragen – auch an Länder, die Steinkohle aus Kolumbien importieren. Dabei werden auch Trainings für Frauen und Jugendliche angeboten und zu Fällen Bericht erstattet. Das Kollektiv schließt auch Allianzen mit anderen Organisationen. Zum Kollektiv gehören 25 Frauen, aber sie sind insgesamt mit 300 Gemeinden in Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen. Immer wieder erstatten sie Anzeige, wenn ihre Rechte verletzt oder sie bedroht werden. Dadurch sind sehr viele Mordversuche, Drohungen und andere Aggressionen öffentlich geworden, die sich gegen Líderes Sociales und Gemeindemitglieder richten. 

Die Hoffnungen in die neue Regierung sind sehr groß, gleichzeitig wollen sie ihre Erwartungen aber auch niedrig halten, weil ihnen bewusst ist, dass die Regierung auch wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen unterliegt. Die größte Hoffnung ist dabei allerdings, dass Beteiligungsräume geschaffen werden und es mehr Mitbestimmung für die Frauen und betroffenen Gemeinden allgemein gibt. Uns wurde zudem erneut berichtet, dass die Gemeinden gerne in die Subsistenz von vor 30 Jahren zurückkehren würden. Wie sie dies erreichen können, ist allerdings höchst unklar, da es weder Wasser und noch fruchtbares Land für sie gibt. Die Regierung spricht oft viel darüber, wie sie das ermöglichen wollen, doch tatsächlich vergeben sie dann die Konzessionen an die Unternehmen. Uns erreichte in dem Gespräch die Bitte, dass Europa noch lauter werden und sich dafür einsetzen sollte, dass keine Kohle mehr gefördert wird. In dem Moment, in dem Deutschland keine kolumbianische Kohle mehr kaufe, sende dies eine wichtige Botschaft, die den Unternehmen klare Kante zeigt, dass es Länder gibt, die Menschenrechtsverletzungen nicht dulden. Dafür sei Information in den Importländern von enormer Bedeutung.

Die Gemeinden fordern von den Unternehmen sowohl soziale als auch kulturelle Wiedergutmachung, doch hierfür gebe es bisher  noch keine konkreten Pläne. Die Renaturierung der Kohleminen brauche eine langjährige Begleitung, doch die Frage sei hier immer die Finanzierung. Hier müssen auch Importländer ihren Teil der Verantwortung tragen und dafür sorgen, dass diese auch tatsächlich vollständig umgesetzt werden kann. 

Besichtigung der Mine und Treffen mit Unternehmensvertreter*innen von El Cerrejón

Am 27. Juli fuhren wir zum Minengelände des Unternehmens El Cerrejón. Das Unternehmen gehört zum schweizer Konzern Glencore, der größten Rohstoffunternehmensgruppe der Welt. Das Unternehmen wurde 1976 in einem Zusammenschluss zwischen Carbones Colombianos S.A, CARBOCOL und INTERCOR (Tochterfirma von EXXON) gegründet. Die im Norden von La Guajira und von ihr betriebenen Steinkohleminen gelten als die größten Tagebaue Lateinamerikas und zählen zu den größten Tagebau der Welt. 

Zu Beginn des Besuchs wurde uns das Kontrollzentrum der Mine gezeigt, welches die Aktivitäten in der Mine sowie die Luftqualität in und um die Mine beaufsichtigt. Anschließend fuhren wir zu einer der größten, momentan betriebenen Gruben. 

Im darauffolgenden Gespräch mit verschiedenen Unternehmensvertreter*innen wurde uns die Aktivitäten des Unternehmens vorgestellt. Zum Unternehmen gehört demnach die Mine, die Bahnstrecke sowie der Hafen Puerto Bolívar. Pro Tag fahren ca. vier bis sechs Züge zum Hafen (für 18-23 Schiffe pro Monat). Die Schiffe gehen in alle Welt, doch der Handel läuft über die Muttergesellschaft Glencore, daher konnte uns das Unternehmen keine Informationen dazu geben, in welche Länder die dort abgebaute Kohle verschifft wird.

Auf Nachfrage teilte uns das Unternehmen mit, dass kein Anstieg der Kohleförderung vorgesehen ist. Gleichzeitig könne uns das Unternehmen keinerlei Information zu den Mengen an Kohle geben, die nach Deutschland exportiert werde. Gleichzeitig werde aber jedes Jahr ein neuer 5-Jahresplan entworfen. Dadurch, dass der aktuelle 5-Jahresplan vor dem Beginn des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine erstellt wurde, könnte es durchaus sein, dass mit einem neuen 5-Jahresplan eine Produktionssteigerung darin aufgenommen wird. Das Unternehmen bestätigte uns in diesem Zusammenhang, dass die Produktion gemäß der Nachfrage und im Rahmen der Minenkapazitäten angepasst werden könnte.

Wir sprachen anschließend auch über ihre Pläne zum Kohleausstieg und den Umgang mit Ewigkeitskosten. Das Unternehmen sagte uns, dass bisher 4700 ha schon „renaturiert“ wurden. Geplant ist, dass die Grube Patilla schließen wird, aber alle anderen Minen sollen auch noch 2034 weiterlaufen können, bis dahin werden aber schon 12000 ha „renaturiert“ sein. 

Auf die Frage, ob das Unternehmen plant die 2034 auslaufenden Lizenzen zu verlängern antwortete uns das Unternehmen, dass es im Moment keine Pläne gebe,  und die Verträge festlegen, dass das Unternehmen im Jahr 2034 ihre Minen produktionsfähig an den kolumbianischen Staat zurückgeben muss. Auf die Frage hin, was das Unternehmen unternehme, um die Wasserqualität in den Flüssen sicherzustellen, so ließ man verlauten, dies falle nicht unter die Verantwortung von El Cerrejón, da das Wasser nicht durch etwaige Kohlerückstände, sondern durch Fäkalien und Abwasser aus der Viehzucht. Bei unserem Besuch in der Gemeinde El Provincial hatte uns man bereits gesagt, dass dies das Ergebnis von den Laborergebnissen gewesen sei. An der Glaubwürdigkeit dieser Ergebnisse gibt es allerdings von anderen Stellen, die unabhängige Proben von dem Flusswasser genommen hatten starke Zweifel, da durchaus Schwermetallrückstände im Wasser gefunden werden konnten. Das Unternehmen sieht zudem den Staat in der Verantwortung die Wasserqualität und -versorgung sicherzustellen. 

Treffen mit Gewerkschaften

Nach dem Treffen mit El Cerrejón fuhren wir nach Valledupar im Departamento Cesar. Am Abend des 27. Juli trafen wir in dort Gewerkschaftsvertreter der Gewerkschaften Sintracarbón und Sintraminenergética. Dabei ging es schwerpunktmäßig zum einen um die geplante Rückgabe von Titeln des Unternehmens Prodeco, welches Minen in Cesar betreibt. Im Jahr 2021 hat der kolumbianische Staat die Rückgabe von drei der fünf Titel an den Minen in Cesar von Prodeco akzeptiert. Das Unternehmen ginge hier strategisch vor. Mit zwei der Minen ist die Firma in einem Rechtsstreit mit der indigenen Bevölkerung der Yukpa, da eine der Halden direkt an das Land der Yukpa erweitert werden sollte, dieses aber verfassungsrechtlich geschützt ist. Zwei weitere Minen sind bereits ausgeschöpft. D.h. Es bleibe nur noch eine Mine, die zu einem späteren Zeitpunkt noch weiter genutzt werden könnte. Gleichzeitig hat sich Glencore vollständig bei Cerrejón eingekauft und BHP und Drummond die Anteile abgekauft. Durch diese Akquise wird deutlich, dass sich Glencore auf lange Sicht auf seine Aktivitäten in La Guajira konzentrieren und aus Cesar zurückziehen möchte. Dadurch tut sich die Frage eines gerechten Strukturwandels in der Region Cesar schon vor dem tatsächlichen Kohleausstieg Kolumbiens auf. 

Von den ehemals 1600 Angestellten in den von Prodeco betriebenen Minen sind nur noch 250 übrig. Den Arbeitern wurde zum einen ein verfrühter Ruhestand angeboten, wobei  die Rente nicht ausreicht, um davon zu leben. Viele der Arbeiter die dieses Angebot angenommen haben, befänden sich im finanziellen Ruin, manche hätten sogar Selbstmord begangen. Unternehmen dürften legal 5% der Belegschaft alle 6 Monate ohne Angabe von Gründen entlassen, was das Prodeco über mehrere Jahre verteilt getan hat. Gleichzeitig habe das Unternehmen Leiharbeiter angestellt, da es so verhindern könne, dass diese sich gewerkschaftlich organisieren. Laut den Gewerkschaftsvertretern gab es keine Unterstützung von Seiten des Unternehmens für die Entlassenen. 

Arbeiter von Drummond, welche im Hafen von Ciénaga, Magdalena angestellt sind,  haben Angst, dass ihnen das Gleiche passieren könnte. Denn auch bei diesem Unternehmen ist es aktuell schon so, dass ein Großteil (15000) der Arbeiter über Drittanbieter angestellt sind (im Vergleich zu 5200 Festangestellten). Die Unternehmen gingen nach dem gleichen Prinzip vor, indem sie Arbeiterrechte untergruben und Gewerkschaften schwächen wollten. Dabei arbeiteten sie mit dem Staat zusammen und nutzten rechtliche Schlupflöcher aus bzw. verstießen einfach direkt gegen das Recht, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. 

Abgesehen von den Entlassungen wurden uns von den folgenden drei Bereichen berichtet, in den Arbeitnehmerrechte verletzt würden: 

  • Arbeitszeiten: Angestellte könnten das Minengelände nicht eigenständig erreichen. Daher gibt es einen Bus des Unternehmens, welches die Arbeiter morgens abholt und abends wieder zurückbringt. Die Arbeiter werden bspw. Um 3:30 Uhr abgeholt und beginnen um 6 Uhr ihre Schicht. Die Schicht geht dann offiziell bis um 16 Uhr, da es eine Abmachung mit der Regierung gibt, dass die Arbeiter eine 10-Stunden-Schicht arbeiten dürfen. Die Schicht geht dann aber noch 2 Stunden länger, diese beiden Stunden werden als Überstunden bezahlt. D.h. die Arbeiter haben insgesamt 12 Stunden-Schichten. Um 18 Uhr fährt der Bus sie nach Hause, wo sie zwischen 20 und 20:30 Uhr ankommen. Eine Studie habe gezeigt, dass sowohl die Tages- als auch die Nachtschichten hochermündende Tätigkeiten seien. Für eine solche Arbeit also 12 Stunden Schichten einzuteilen sei unmenschlich. Die Fahrer der Busse arbeiteten teilweise den ganzen Tag und haben nur 2-3 Stunden um zu schlafen. 
  • Lohnzahlungen: Statt einer Lohnerhöhung hätten die Arbeiter eine Arbeitszeiterhöhung ohne steigenden Lohn erhalten. Nun arbeiteten die Angestellten bei Drummond 21 Tage und haben 9 Tage frei, statt zuvor 15/15. Die Unternehmen schöben hier die Verantwortung auf den Staat, da diese Art von Arbeitszeitregelung rechtlich in Kolumbien möglich ist. 
  • Gesundheit: Arbeiter litten unter Schlafproblemen, da sie durch die Schichtarbeit keine Routine haben. Außerdem käme es überdurchschnittlich oft zu Lungenkrankheiten und Rückenproblemen. Krankschreibungen würden praktisch unmöglich gemacht, da sie von den Ärzten nicht krankgeschrieben würden. Es gibt zudem Prozesse der Unternehmen gegen ihre eigenen Arbeiter, die beschuldigt würden, sich fälschlicherweise arbeitsunfähig gemeldet zu haben. Dies solle Arbeiter einschüchtern und führe bereits dazu, dass die Angestellten sich nicht mehr krankmeldeten und krank zur Arbeit gehen, was ihre gesundheitliche Situation weiter verschlechtere. Arbeitskontrollen zur Arbeitssicherheit müssen vorher bei den Unternehmen angekündigt werden, dadurch würden arbeitsrechtliche Verstöße praktisch nicht festgestellt. 

Cesar (27.-28. Juli 2022)

Treffen mit Yukpa

Die Yukpa sind eine semisedentäre indigene Bevölkerungsgruppe, die hauptsächlich in Cesar in der Grenzregion zu Venezuela lebt. Die Minenaktivität bedroht die indigenen Gemeinden und ihr Land. Es gab weder eine vorige Befragung noch eine Nachbefragung durch die Minenunternehmen. Für die YUkpa seien viele Probleme auf wirtschaftlicher, politischer, soziales und kultureller Ebene durch die Aktivität von Prodeco und Drummond entstanden. 

Das Territorium liegt direkt an der Grenze zu Venezuela, doch für die Yukpa gibt es diese Nationalgrenzen nicht, da sie sich schon immer in dieser Region angesiedelt hatten. Sie sehen sich zudem als Opfer der Guerrillagruppe ELN (Ejército de Liberación Nacional) und anderen bewaffneten Gruppen, aber auch der Minen. Das Gebiet, auf dem sich heute die Minen befinden, ist eigentlich heiliges Land für die Yukpa. 

Im Moment befinden sich die Yukpa in einem Rechtsstreit mit dem Unternehmen Prodeco, wegen der Mine Calenturitas. Das Unternehmen wollte den Schuttberg ausweiten. Daraufhin reichten die Yukpa 2020 eine Verfassungsklage ein und bekamen Recht. Die Mine zieht sich nun zurück. Eigentlich müsste das Unternehmen einen Schließungsplan vorlegen, in dem es auch die Wiedergutmachungsmaßnahmen einplanen müsste. Die Yukpa wurden aber noch nie dazu befragt – weder zur Mine noch zur Erweiterung oder einem möglichen Schließungsplan. Daher haben die Yukpa nun eine Nachbefragung bei Drummond angefordert, damit die spirituellen, sozialen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Rechte der Yukpa respektiert werden. Zusammen mit Gemeinden, Gewerkschaften und Vereinigungen haben die Yukpa zudem einen offenen Brief an den neuen Präsidenten Gustavo Petro geschickt, um die Schließung der Mine bzw. den Abzug (ohne ausführlichen und partizipatorisch entwickelten Schließungsplan) von Prodeco zu suspendieren. 

Folgende Auswirkungen der Mine auf die Gemeinschaft der Yukpa wurden an uns herangetragen: 

  • Zerstörung der Wälder/Bäume, dadurch können sie keine Früchte  und Schnecken mehr sammeln, weil dort die Minen eröffnet wurden. Eine Schneckenart ist vom Aussterben bedroht durch die Minenaktivität (Soroni)
  • Im Fluss Maracas können sie seit 20 Jahren nicht mehr fischen. Eigentlich sind die Yukpa Fischer, Jäger, Sammler und bauen Nahrung an. Doch der Fluss wurde durch die Mine und später durch den Palmenanbau umgeleitet. Jetzt gibt es keine Fische mehr im Fluss. Sie haben diese Vorfälle angezeigt, aber jeden Tag wird die Natur mehr zerstört. Heute müssen sie Fisch kaufen, das hat auch gesundheitliche Folgen, weil sie es sich nicht leisten können, sich ausgeglichen zu ernähren. 
  • Sie kämpfen dafür, das wiederzuerlangen, was sie verloren haben. Aber sie bekommen keine Garantien und das Volk der Yukpa wird immer kleiner. 
  • Früher hatten sie (medizinische) Pflanzen, die es jetzt nicht mehr gibt, da diese ausgestorben sind
  • Die Minen hätten die Umwelt verseucht. Die Kinder werden lungenkrank, die Ärzte sagen aber, es handele sich dabei um eine Infektion, sie stellen nie den Zusammenhang mit der Mine her. Viele Krankheiten sind durch die Mine gekommen, die es vorher dort nicht gab. 
  • Die Líderes Sociales seien gefährdet, weil sie sich zu den Problemen der Mine äußerten. 
  • Die ELN und andere Gruppen haben ein Interesse daran, dass die Mine weiter aktiv ist, da sie auch von dieser profitieren. 
  • Durch Explosionen und den Klimawandel ändere sich das Wetter. Dadurch haben sie jetzt keine Samen mehr, um selbst anzubauen.
  • Kinder sterben an Mangelernährung, weil sie nicht mehr ausgewogenes Essen bekommen. Das Wasser geht ihnen aus.
  • Die Regierung habe das Land der Yukpa verkleinert und es dafür an die Minen gegeben. Diese Minen sind alle im rechtlichen Rahmen der kolumbianischen Verfassung entstanden.

Ein weiteres Problem in der Region sei zudem die Palmölproduktion: durch alle Aktivitäten wurden die Yukpa in ihrem Heiligtum angegriffen. Durch den Pestizideinsatz beim Anbau kommt es zu Missbildungen bei Neugeborenen, viele Arten sind ausgestorben. Zugvögel haben keine Nistplätze mehr. Die Yukpa wollen selbst autonom über ihr Land bestimmen. Unter Juan Manuel Santos seinen sie schon einmal kurz vor der Unterzeichnung eines Dekrets gestanden, welches auf eine Minga (Streik der Indigenen) im Jahr 2013 zurückging. Sie hoffen nun, dass ein ähnliches Dekret durch die neue Regierung erlassen wird. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der sich bei dem Treffen herauskristallisierte, ist die besondere Betroffenheit von Frauen durch Minen: Frauen sind vor allem über die Schwangerschaft betroffen. Jährlich sterben mehr als 60 Kinder, viele weitere sind von Missbildungen betroffen. Als Frauen und Mütter haben sie Angst um ihre Kinder. Sie haben Angst, die Kinder in ein staatliches Krankenhaus zu bringen, weil dort die wahren Gründe für ihre Krankheiten verdeckt werden. Die Frauen säen normalerweise Pflanzen aus, aber das könnten sie jetzt nicht mehr tun, weil die Ernten nicht garantiert sind. 

Treffen mit Gemeinden aus Magdalena, Cesar und Bauernvereinigung

Im Anschluss an das Treffen mit den Vertreter*innen der Yukpa, trafen wir uns mit zahlreichen Vertreter*innen von betroffenen Gemeinden im Umkreis der Steinkohleminen in der Region Cesar, aber auch betroffene Gemeinden aus Ortschaften, die in der Nähe des Hafens von Drummond in Ciénaga, in der Region Magdalena leben. 

Dort berichtete uns u.a. das Frauennetzwerk der Gemeinden aus den Kohleregionen Loma und Anuc, dass sie von ihren Kulturen entrissen worden seien. Seit die Kohleminen da sind, seien sie erneut zu Vertriebenen geworden und lebten in extremer Armut. Auch hier wurde uns davon berichtet, dass die die Gemeinden früher selbst Lebensmittel produziert haben, sich dies durch die Minen allerdings geändert habe, sie zu Konsumenten wurden und abhängiger von der wirtschaftlichen Situation seien. Die Bedrohungssituation für Menschen, die sich für eine Verbesserung ihrer Situation einsetzten, müssten um ihr Leben fürchten. 

Durch die Minen sei zudem auch die Prostitution angestiegen. Oft fehle es an Bildung, wodurch sich junge Mädchen prostituierten und von Minenarbeitern missbraucht würden. Es wurde zudem an uns herangetragen, dass die Minenunternehmen von den Frauen eine Bescheinigung verlangten, die bestätigt, dass sie sterilisiert sind. Diese Informationen konnten wir nicht überprüfen. Sollte sich dies allerdings als wahrheitsgemäß herausstellen, handelt es sich hier um einen klaren Verstoß gegen die Menschenrechte. 

Neben dem Frauennetzwerk waren auch Gemeindevertreter der Gemeinde Boquerón anwesend. Die Gemeinde liegt in unmittelbarer Umgebung einer der Kohleminen. Über Jahre hinweg wurde mit dem Kohleunternehmen Prodeco über eine Umsiedlung verhandelt. Es wurde allerdings keine Einigung erzielt, da kein passender alternativer Ort für eine Umsiedlung gefunden werden sollte. Vor einigen Jahren wurde dann eine Studie des Unternehmens zur Luftqualität durchgeführt, die zeigen solle, dass es keine Gefährdung durch Luftverschmutzung mehr in der Gemeinde gäbe. Dies möchte das Unternehmen nun nutzen, um die Gemeinde nicht umsiedeln zu müssen. Doch laut der Gemeinde hat sich an der Schadstoffbelastung nichts geändert. Die Gemeinde fordert eine Umsiedlung und Wiedergutmachungsmaßnahmen für die über Jahre entstandenen Schäden. 

Ein weiterer Aspekt, der an uns herangetragen wurde, sind die Auswirkungen auf die Personen, die in der Nähe der Häfen leben, von denen aus die Kohle verschifft wird. Die meisten Menschen haben bis vor einigen Jahren von der Fischerei gelebt. Doch nun gebe es keine Fische mehr, das Fischen in der Nähe der Häfen wurde den Fischern zudem komplett verboten. Es komme auch dort vermehrt zu Lungenkrankheiten, da die Kohle zunächst am Hafen abgeladen wird, bis ein Schiff damit beladen werden kann. Um eine Überhitzung und dabei Brände zu vermeiden, wird die Kohle mit Wasser aus den umliegenden Flüssen besprüht, Wasser, das eigentlich von der Bevölkerung gebraucht wird. Auch die Meeresfauna sei gefährdet, da durch den Transport der Kohle vom Lagerort auf die Schiffe immer wieder Kohlestücke ins Meer fielen. Auch die Produktion von grauem Wasserstoff stellt eine Bedrohung für die Gemeinden dar. Dies sei auch der Grund, weshalb das Unternehmen Prodeco die Häfen noch nicht verkauft habe, da es seit einiger Zeit Inseln zur Produktion von grauem Wasserstoff vor der Küste gebe. 

Die letzte Besprechung an diesem Tag war eine Gesprächsrunde mit der Bauernvereinigung von Cesar, die sich aus 15 Gemeindevertreter*innen und 9 Organisationen zusammensetzt. Bei dem Treffen ging es vorrangig um die Gefährdung von Menschenrechtsverteidiger*innen und sozialen Führungspersonen. Dieses Thema werde zu selten in Verbindung mit den Kohleunternehmen angesprochen. Die Verbindungen zwischen Paramilitärs, Großgrundbesitzern und Sicherheitskräften seien in Kolumbien über Jahrzehnte gewachsen und habe sich gefestigt. In diesem Konflikt waren die Bauern in der Mitte. Es kam zu Vertreibung, Massakern, gewaltsamem Verschwindenlassen, und Folter. Die Minenbetreiber hätten den bewaffneten Konflikt in Kolumbien gezielt ausgenutzt, um Minenausweitungen durchzusetzen. Gegen das Unternehmen Drummond läuft im Moment ein Prozess wegen der Mutmaßlichen Zusammenarbeit mit Paramilitärs bei der Ermordung von Gewerkschaftsführern. Die Bauern fordern daher, auch als Geschädigte des Konflikts anerkannt zu werden. Die Bauernvereinigung fordert zudem Reparationen von den Unternehmen, erste Gespräche dazu gab es bereits in den vergangenen Jahren mit Prodeco, allerdings liefen diese laut der Bauernvereinigung nicht fair ab. Die Wahrheitskommission soll nun dabei unterstützen einen tatsächlichen Schritt hin zu Wiedergutmachungsgesprächen zu erreichen, auch wenn diese und weitere Gespräche (bspw. mit ausländischen Botschaften) immer wieder dazu führen, dass Mitglieder der Vereinigung bedroht werden. 

Bogotá (29.-31. Juli)

Treffen mit FUCAI, Stockholm Environmental Institute und Tierra Digna

FUCAI ist eine Expert*innenorganisationen mit partizipativen, interkulturellen und multilingualer Arbeit mit Gemeinden. Die Hälfte der Angestellten sind Wayúu, ein Großteil der Angestellten haben einen technischen Hintergrund. FUCAI begleitet Prozesse, um die Rechte von Kindern und ihren Familien zu garantieren, hauptsächlich bzgl. des Zugangs zu Wasser, Nahrung, Gesundheit und Bildung sowie Beteiligung. FUCAI arbeitet mit 40 Gemeinden zusammen, insgesamt 729 Familien, 3620 Personen, 330 Autoritäten, 742 unter 5 Jahren in Manaure, Uribia, Riohacha und Maicao und wird außerdem von der ONIC, Defensa de Ninos y Ninas Internacional Colombia, CINEP und CODACOP und werden von Misereor unterstützt.

Zahlen zu La Guajira und Auswirkungen der Minen: 

  • 50,25% der Bevölkerung lebt in  ruralen Gebieten und 44 % sind indigene. 
  • 53% der indigenen Gemeinden Wayuu leben in extremer Armut. 
  • 92% haben keinen Zugang zu fließendem Wasser, 88% haben keinen Zugang zu Trinkwasser
  • Die große Mehrheit (>80%) lebt in Armut
  • 2017 sind 4770 Menschen an Unterernährung gestorben, nach indigenen Quellen waren es über 12.000
  • 16.000 unter 5 Jahren im Risiko an Unterernährung zu leiden. 
  • 826 Minderjährige leiden an einer schweren Unterernährung (das bedeutet sie sind kurz vor dem Sterben)
  • Die Zahlen sind aber wahrscheinlich deutlich höher, da es viele Menschen ohne Geburtsurkunde gibt
  • Kindersterblichkeit in der Guajira ist 9 mal höher als der Landesdurchschnitt. 
  • Landwirtschaftliche Aktivität ist von 39,05% auf 4,04% zurückgegangen. Handel von 37,5% auf 13,4% (des BIP der Region). Das Unternehmen Cerrejón besitzt Konzessionen für 68.600 ha, entspricht 3,3,% der Fläche der Guajira, diese Konzessionen liegen auf dem produktivsten Land für die Landwirtschaft. Heute werden dort keine Lebensmittel mehr produziert.
  • Zwischen 2010 und 2017 sind 4770 unter fünfjährige gestorben

2017 gab es ein Urteil (T-302) durch das Verfassungsgericht wegen der Verletzung des Rechts auf Wasser, Nahrung, Gesundheit, Beteiligung. Dieses Urteil ging direkt an den Präsidenten, der diese weitergeben muss, um einen Plan zu entwerfen und darin die Maßnahmen festzulegen. Die Inzidenzen müssen gleich hoch oder niedriger als die durchschnittlichen Werte des ganzen Landes erreichen. Doch bis heute gibt es diesen Plan noch nicht. Die Kinder sterben weiter. Deshalb wurde eine Aufsichtsbehörde gegründet, um den Maßnahmenplan zu überprüfen.

Zudem wurde jedoch auch die Verantwortung der europäischen Importeure hervorgehoben. Den Menschen in Europa sei nicht bewusst, dass durch ihren Stromverbrauch Kinder sterben, Menschen umgebracht und ihre Existenzgrundlage genommen werden. Nicht einmal alle Personen in Kolumbien wüssten, welche Folgen die Kohle auf die Umwelt und die Menschen hat. Importeure müssten ernsthafte und seriöse technische Studien verlangen, sie müssten sichergehen, dass es eine vorige Anhörung mit den Gemeinden gab und sie müssten die Menschenrechte und das Recht auf Wasser respektieren und sicherstellen, dass diese eingehalten werden. 

Die Verantwortung von Verkäufern bestehe darin, nationale und internationale Normen zu achten, strenge interne und externe Kontrollen durchzuführen und eine öffentliche Offenlegung ihrer Aktivitäten zu gewährleisten. Die Verantwortung der Rechtsinstanzen sieht FUCAI darin richterliche Urteile (die es zur Genüge gegen die Kohleunternehmen gibt) umsetzen, Vorsichtsmaßnahmen und Empfehlungen des CIDH einzuhalten, die Menschenrechte zu achten, Umweltrechte und den Schutz von Líderes Sociales umzusetzen. Zudem sollte der Strafgerichtshof aktiv werden und hier eingesetzt werden. 

Folgende Forderungen gab uns FUCAI mit auf den Weg: 

  • Verlässliche Studien
  • Respektierung der rechtlichen Nichteinhaltung von Gesetzten und die Maßnahmen der CIDH
  • Bewusstwerdung der Konsumenten

Im Anschluss tauschten wir uns mit dem Stockholm Environmental Institute aus welches seit über 30 Jahren zu Nachhaltigkeitsthemen forscht. Schwerpunkte der Arbeit liegen dabei auf wissenschaftlicher Forschung, Kapazitätsentwicklung und Informationen für Politik.

Bisher bestehen nur einige schwache Verbindungen zwischen Unis, Unternehmen und Staat für Innovationsentwicklung und wirtschaftliche Alternativen. Die Verbindungen, die es gibt, sind nicht progressiv. Es fehle allgemein an Transparenz von Seiten der Unternehmen, da sie die Schließungspläne nicht öffentlich machen. Sie haben vor allem Schließungspläne, die eine spontane Schließung vorsehen können, bzw. Sie darauf vorbereiten, damit sie auch schnell aussteigen können (so wie im Fall von Prodeco im Cesar, wo Tausende entlassen wurden und La Guajira und andere Orte in einer wirtschaftlichen Krise zurückgelassen haben)

Folgende vier Herausforderungen für die Energiewende sieht das SEI in Kolumbien: 

  • Herausforderungen in La Guajira und Cesar sind sehr ähnlich, daher müssen sie als gesamtes betrachtet werden
  • Stärkung von Technologie, Innovation und vor allem der Wissenschaft, auch durch internationale Beispiele wie im Ruhrgebiet
  • Unterstützung in der Regulierung, Identifizierung und die sozio-ökologischen Kosten des Minensektors
  • Wissenstransfer und Kapazitätsaustausch an die Arbeiter*innen und Akteur*innen der Zivilgesellschaft um Entwicklungspläne, Arbeitnehmerabkommen und Schließungspläne. 

Zum Abschluss trafen wir uns am Nachmittag mit der Organisation Tierra Digna, welche uns bereits bei der Organisation der Termine in Valledupar unterstützt hatten. Tierra Digna ist eine Organisation, die seit mehr als 10 Jahren im Amazonasgebiet und am Pazifik tätig ist.

Folgende Forderungen und Erwartungen an neue Regierung hat Tierra Digna uns gegenüber geäußert: 

  • Soziale Lizenzen: so sollten bspw. Die 20.000 Familien die in der direkten Umgebung der Minen Calenturitas und La Jagua in Cesar leben zu vulnerablen Gruppen erklärt werden und dementsprechend im Transitionsprozess besondere Unterstützung erhalten. Bisher gibt es kein soziales Inventar über die vom Kohlekorridor betroffenen Gruppen
  • Renaturierung: Bisher wurde dies nur für den Río Calenturitas angeordnet aber bisher noch nicht umgesetzt – unbedingt sowohl oberirdisch als auch unterirdisch!
  • Unabhängige Studien zu Auswirkungen der Minen auf Wasservorkommen (unter- und oberirdisch)/Flüsse, Luftverschmutzung und Bodenqualität. Da es diese Studien noch nicht gibt, fehlen auch die     Wiedergutmachungsmaßnahmen. 

Arbeitsplätze in der Region seien größtenteils nicht für die Menschen vor Ort. Viele junge Menschen fingen zudem an, in der Mine zu arbeiten, erkrankten und würden praktisch arbeitsunfähig. Deshalb wollen die Menschen nicht mehr in der Mine arbeiten. 

Tierra DIgna schlägt einen Transitionsfonds vor, welcher an die Gemeinden gerichtet ist, die direkt von den Berbauaktivitäten betroffen sind und folgende Kriterien erfüllt: 

  • Verwaltung durch die Gemeinden mit strengen Rechenschaftspflichten und hoher Transparenz
  • Projektvorschläge für bspw. Kreislaufwirtschaft/Projekte die sich an ihrer Lebensweise orientieren und der Kollektive zugute kommen
    • Landwirtschaft vor Ort und auf traditionelle Weise, mit Pflanzen die traditionell von ihnen angebaut wurden
    • Umweltverträglich und nachhaltig, sowohl an der Küste als auch im Zentrum, bspw. Plastikrecyclingprojekte in Don Jaca
    • Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen, die durch die Gemeinde gemanaget werden, so bspw. Zugang zu Internet und Stromversorgung: 
      • Günstiges Internet
      • Nutzung eigener Solarpanels
      • Verwaltung wird von gemeinde übernommen (Bsp: ColNodo)
    • Gemeinden brauchen Räume, um kommunizieren zu können, was bei ihnen passiert. Durch die Digitalisierung (verstärkt durch Pandemie) erschwert sich der Zugang zu solchen Räumen. 
    • mit Solar- und Internetprojekt sollen Gemeinden Zugang zu Berichten/Aktivitäten der Bergbauunternehmen erleichtert werden. Ansonsten werden sie weiter exkludiert, als sie es jetzt schon sind. Idee: Plattform, über die Auswirkungen durch Kohleunternehmen und weitere Informationen leicht zugänglich gemacht werden. 
    • Gemeinsch. Wassermanagement über
      • Brunnen
      • Entsalzungsanlagen
      • Gem. Aquädukte nach Fortbildungen —> diese gibt es schon im Zentrum von Kolumbien, auch mit rechtlicher Grundlage. Hierfür braucht es aber Studien zur Wasserqualität im Minengebiet (oberirdisch, unterirdisch und in der Küstengegend)
      • Es gab schon eine erste Studie für das Wasser in Santa Marta – Ergebnis: Salzwasser im Grundwasser und nicht genug Wasser in Flüssen in Trockenzeiten.  

Die Schwierigkeit bei der Durchführung solcher Projekte liege allerdings auch bei der Korruption in den verschiedenen Verwaltungsebenen. Eine direkte Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft wurde dabei gewünscht. 

Mögliche bilaterale Projekte könnten laut Tierra Digna wie folgt aussehen: 

  • Ziel: Autonomie an die Gemeinden zurückgeben, die wir ihnen durch Energiekonsum genommen haben 
    • Technischer, finanzieller und administrativer Bildungstransfer für Solar und Wasser 
    • Finanzen für Router, Panels, Entsalzungsanlagen, Brunnen etc. 
    • Über mehrere Jahre inkl. Regelmäßiger Evaluation und Feedback
    • Übergabe an Gemeinden zur Eigenverantwortung
    • Gemeinschaftlich geführt 
    • Genderansatz, da Frauen am wenigsten Zugang zu eigenen Einkommensquellen haben. 
    • Projekt zur Ernährungssicherheit/-Souveränität
      • Gemeinden sollen Vorschläge machen 
      • Bspw. Gem. Gemüsegärten/Kakaoanbau/Kaffeeanbau/Nachhaltige Milchprodukte

Treffen mit OPIAC

Die Organización de los Pueblos Indígenas de la Amazonia Colombiana (kurz: OPIAC, deutsch: Organisation der inidgenen Völker des kolumbianischen Amazonasgebiets) ist eine der größten Indigenen Organisationen Kolumbien. Bei unserem Treffen wurde deutlich, dass indigene Reservate ausgeweitet werden sollten, statt nur Naturschutzgebiete festzulegen.

Die indigenen Gebiete haben die Kapazität dazu beizutragen, die NDC (National Determined Contributions) zu erfüllen. Hierfür brauchen sie jedoch politische Unterstützung. Es gibt nur zwei Fälle, in denen indigene Gebiete mit Naturschutzgebieten überlappen. Die Landrechte der Indigenen haben sich stetig verschlechtert. 

Folgende Forderungen haben uns die Vertreter von OPIAC mitgegeben:

  1. Für das Amazonasgebiet muss sich der Dialog über die OPIAC ergeben, die Normen und Programme und Projekte über die Mesa Regional de Amazonica (MRA) diskutiert werden. 
  2. Sie wünschen sich eine Pre-COP in Lateinamerika mit den indigenen Gemeinden. 
  3. Punktuelle Kooperationen über einen Amazonas-Fonds mit den indigenen Gemeinden. Die NGOs sollten dadurch besser organisiert und koordiniert arbeiten. Durch Allianzen soll die Arbeit besser koordiniert werden. Ziel des Fonds ist, dass Gelder effizienter eingesetzt werden und direkt in die Gemeinden gehen

Quellen: