Jani Silva ist eine kolumbianische Umweltaktivistin. Sie setzt sich seit Jahrzehnte für den Schutz ihrer Heimat, dem Amazonasgebiet und die dort lebenden Kleinbäuer*innen im südlichen Departamento Putumayo ein. Der Wald und die Natur sind ihre Lebensgrundlage, die Region ist bekannt für ihre große Biodiversität. Um diese zu schützen, gründete Jani 2008 mit anderen die Organisation ADISPA (Asociación de Desarrollo Integral Sostenible de La Perla Amazónica), seit 2011 ist sie deren rechtliche Vertreterin.
Denn in Putumayo werden auch Rohstoffe, insbesondere Erdöl gefördert. Immer wieder kommt es dort zu Öllecks, auch im Gebiet von Janis Gemeinde La Perla Amazónica. Die Öllecks führen zur Verseuchung überlebenswichtiger Wasserquellen. Seit Jani sich gegen die Erölbohrungen und die damit einhergehende Umweltverschmutzung einsetzt, ist sie im Konflikt mit den Erdölunternehmen Ecopetrol und Amerisur (heute GeoPark). Seit Jahren wird Jani von Unbekannten eingeschüchtert, verfolgt und mit dem Tode bedroht.
Seit 2017 kann Jani nicht mehr in ihrer Gemeinde leben, weil ihr Leben dort konstant in Gefahr ist. Doch selbst nachdem sie ihre Heimat verlassen hat, hörten die Drohungen nicht auf. Auch wenn die Umweltaktivistin seither Schutzmaßnahmen erhält, so reichen diese nicht aus und gehen das Problem nicht bei der Wurzel an und werden immer wieder ohne vorherige Absprache mit Jani geändert, vom Staat wird ihre Vertreibung nicht anerkannt. Im Jahr 2020 verschärfte sich die Sicherheitslage derart, dass sie auch ihren neuen Wohnort wechseln musste. Es findet von staatlicher Seite keine Aufklärung der Drohungen statt, präventive und kollektive Schutzmaßnahmen werden nicht eingeleitet.
Unterstützungsmöglichkeiten:
Wenn ihr Jani Silva und ihre Gemeinde Zona de Reserva Perla Amazónica unterstützen möchtet, könnt ihr bspw. Über die Seite von Amnesty International einen Brief an die Nationale Sicherheitsbehörde Kolumbiens schicken: https://www.amnesty.de/mitmachen/petition/jani-silva-und-die-kleinbaeuerlichen-gemeinden-schuetzen
Hintergrundinformationen
Erdöl im kolumbianischen Amazonasgebiet
Seit Jahrzehnten wird in Kolumbien Erdöl gefördert und gehört mit 65% der gesamten Devisen noch vor der Steinkohle zum wichtigsten Exportprodukt des südamerikanischen Landes [1]. Dutzende Verträge und Konzessionen für Ölfirmen bestehen bereits, oftmals wurden diese Lizenzen ohne vorherige Konsultation der Gemeinden vor Ort vergeben [2]. 70% der gesamten Fläche des Departamento Putumayo sind in 40 Blöcken an Ölfirmen vergeben worden. War finden bisher noch nicht in allen Blöcken Bohrungen statt, die Lizenzen hierfür besitzen die Firmen aber. Die restlichen 30% der Landfläche liegt in Naturschutz gebieten und kommt daher nicht für Ölbohrungen in Frage. Die Gemeinden werden oftmals von den Unternehmen entzweit, dadurch werden auch innerhalb von Gemeinden Konflikte geschürt, der gesellschaftliche Zusammenhalt schwindet [3]. Zudem sind die Gemeinden, wie auch die von Jani Silva vor allem durch die enorme Umweltverschmutzung von den Erdölbohrungen betroffen. Die Verschmutzung ihrer Öko- und Wassersysteme nimmt ihnen die Lebensgrundlage. Zu all dem kommt der bewaffnete Konflikt in Kolumbien hinzu, das Gebiet an der Grenze zu Ecuador ist zudem auch für Drogenkartelle und paramilitärische Gruppierungen umkämpftes Gebiet. Am meisten betroffen hiervon ist die indigene Bevölkerung und Menschen, die in sogenannten Zonas de Reserva Campesina leben [4]. Die Regierung von Gustavo Petro hat bereits verkündet, dass keine neuen Konzessionen an Erdölfirmen vergeben werden sollen. Das ist zwar ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Doch die schon vergebenen Konzessionen bleiben wohl nach wie vor bestehen. Kolumbien hat letztes Jahr das Escazú-Abkommen ratifiziert, welches unter anderem die vorherige Befragung der Bevölkerung bei Großprojekten befragen vorschreibt. Für die Bevölkerung im Amazonasgebiet Kolumbiens wäre die Umsetzung von enormer Bedeutung – für den Schutz ihres Landes, der Natur und ihres Überlebens.
Quellen:
- https://www.larepublica.co/economia/ingresos-petroleros-representaran-cerca-de-2-6-del-pib-en-2023-segun-fedesarrollo-3529884
- https://www.npla.de/thema/umwelt-wirtschaft/indigene-territorien-im-putumayo-durch-erdoelindustrie-bedroht/
- https://www.brot-fuer-die-welt.de/blog/2021-escazu-in-kolumbien-frieden-mit-der-umwelt/
- https://www.brot-fuer-die-welt.de/blog/2021-warum-die-umsetzung-von-escazu-draengt/
Mehr zu Jani Silva bei Amnesty
“Die Wächterin des Regenwaldes” https://www.amnesty.de/kolumbien-landrechte-indigene-jani-silva